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Veröffentlicht 17. April 2012

Das Karpaltunnelsyndrom

  • Bild: Kevin Revelo auf Pixabay

Der Karpaltunnel liegt beugeseitig am Handgelenk und ist eine Vertiefung, in der die Hand- und Fingerbeugesehnen sowie ein wichtiger Handnerv, der sogenannte Medianusnerv verläuft.

Kommt es in diesem Tunnel zu einer Druckerhöhung, hervorgerufen z.B. durch eine Sehnenscheidenentzündung, durch rheumatische Erkrankungen oder auch durch die Heilung eines Handgelenksbruches, tangiert dies primär die «weichste» Struktur im Karpaltunnel, den Medianusnerv. Dieser ist unter anderem für die Sensibilität von Daumen, Zeige- und Mittelfinger verantwortlich. Gerät er unter Druck, kommt es zum «Kribbeln» oder «Einschlafen» dieser Finger. Teilweise berichten die Patienten auch über ziehende Schmerzen bis zum Ellenbogen oder sogar zur Schulter, welche vermehrt nachts auftreten. Feinmotorische Tätigkeiten können teilweise nicht mehr durchgeführt werden, Sachen fallen aus der Hand. Im weiteren Verlauf kommt es auch zu Ausfällen der Nervenfasern, welche die Daumenballenmuskulatur bewegen.

Die Diagnose lässt sich fast schon durch die typische Symptomatik stellen. Wie weit die Nervenschädigung fortgeschritten ist, lässt sich häufig durch eine neurologische Untersuchung klären. Hierbei wird die Reizleitungsgeschwindigkeit des Nerven gemessen. Ist diese noch nicht stark eingeschränkt und die Symptome auf die Nacht konzentriert, kann man durchaus primär eine nichtoperative Behandlung versuchen. Diese besteht meist im Tragen einer Nachtschiene, mit der verhindert werden soll, dass der Nerv durch die Überstreckung des Handgelenks beim Schlafen zusätzlich unter Druck kommt.

Lässt sich hiermit jedoch keine Beschwerdefreiheit erzielen oder ergibt die neurologische Untersuchung schon eine höhergradige Einengung, bleibt nur die operative Entlastung. Hierbei muss das Dach des Tunnels, ein quer verlaufendes Band in Höhe der Handwurzel und des Handgelenks gespalten werden. Früher musste man hierfür einen relativ langen längsverlaufenden Schnitt durchführen. Der Trend ging jedoch auch hier, wie im gesamten Gebiet der operativen Medizin, zu schonenderen Verfahren, bei denen der eigentliche Hautschnitt deutlich kleiner ist. Durch diesen kleineren Schnitt wird dann das Querband mit einem speziellen Instrument dargestellt und mit einem Skalpell geschlitzt ohne den darunter liegenden Nerv zu schädigen.

Der Eingriff selbst dauert ca. 10 bis 15 Minuten und ist ambulant durchführbar. Eine Vollnarkose ist meist nicht notwendig, es wird nur eine Betäubung des Armes durchgeführt. Häufig wird die Sensibilität schon nach Tagen deutlich besser, es kann jedoch auch mehrere Wochen bis zur Erholung des Nerven dauern. In seltenen Fällen ist der Nerv schon so geschädigt, dass keine Verbesserung mehr erzielt werden kann.

 

Dr. Michael Kettenring


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