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Veröffentlicht 11. November 2014

Der Knorpelschaden am Kniegelenk

  • Bild: shauking auf Pixabay

Das Kniegelenk ist mit einer elastischen, bis zu 5 mm dicken Knorpelschicht überzogen, sodass die gegenüber liegenden Gelenkflächen von Oberschenkel, Schienbein und Kniescheibe optimal gegeneinander gleiten können. Der Knorpel enthält weder Nerven noch Gefässe und wird mit Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit versorgt.

Beim Erwachsenen besitzt er nur eine sehr geringe Regenerationsfähigkeit. Treten durch Unfälle, Meniskusschädigungen oder Bandverletzungen Schäden auf, müssen diese mitbehandelt werden, da ansonsten der Knorpelschaden häufig in einer Arthrose endet.

Die Diagnosestellung erfolgt heute meist durch eine Kernspintomografie, in seltenen Fällen ist eine Kniespiegelung notwendig.

Die Therapie ist abhängig vom Patientenalter und der der Grösse und der Lokalisation des Schadens.

Kleine Schäden können konservativ, das heisst ohne Operation behandelt werden. Rezeptiert wird meist eine Kur mit Chondroitinsulfat und Glucosaminen. Stoffe, die auch im Gelenkknorpel enthalten sind. Entgegen dem Versprechen der Pharmaunternehmen vermögen diese Substanzen den Knorpel jedoch nicht neu aufzubauen. Sie verbessern jedoch die Struktur des noch vorhandenen Knorpels und führen so zu einer Reduzierung des weiteren Abbaus.

Vor «Spritzenkuren» muss an dieser Stelle dringend gewarnt werden. Es gibt keine unabhängigen Studien, die hier eine Wirksamkeit belegen! Deshalb wird diese Therapie auch nicht von den Krankenkassen übernommen. Die einzig positive Wirkung hat diese Therapie nur auf den Geldbeutel des therapierenden Arztes sowie auf die Einkünfte des vertreibenden Pharmaunternehmens.

Grössere Schäden können meist mit einem «Aufstösseln» des unter dem Knorpeldefekt liegenden Knochens, der sogenannten Mikrofrakturierung behandelt werden. Hierbei ergiessen sich Zellen, welche an der Grenzschicht zwischen Knochen und Knorpel liegen, in den Defekt und führen zu einem Knorpelregenerat, welches jedoch leider nicht die gleichen biomechanischen Eigenschaften besitzt wie gesunder Gelenkknorpel.

Kombiniert werden kann dieses Verfahren mit einer Membranabdeckung. Das heisst, erst wird der Defekt mit einer Mikrofrakturierung behandelt, dann mit einer Membran abgedeckt, unter der sich der Regeneratknorpel besser bilden kann (AMIC-Verfahren).

Weiterhin besteht heute die Möglichkeit, Knorpelzellen in einem ersten Eingriff zu entnehmen, sie ausserhalb des Körpers zu kultivieren und sie dann in einem zweiten Eingriff in den Defekt zu transplantieren (ACT = autologe Chondrocytentransplantation ).

Anschliessend ist bei allen Verfahren eine intensive Physiotherapie notwendig. Erlaubt sind 6 Wochen nach Operation nur Sohlenkontakt. Wichtig scheint auch die kontinuierliche Bewegung mittels Motorschiene zu sein, welche mehrere Stunden pro Tag angewandt werden muss. Anschliessend erfolgt die Wiederaufnahme der vollen Belastung und Bewegung. Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren sind nach ca. 6 Monaten möglich, eine volle sportliche Belastung (z.B. Fussball, Ski) erst nach ca. 18 Monaten.

 

Dr. Michael Kettenring


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