Skip to main content
Veröffentlicht 28. November 2018

Versicherung ohne Sicherung

  • Bild: rupixen.com auf Unsplash

Wer sei­ne Grund­ver­si­che­rung bei der Hels­a­na hat, be­zahlt pro Jahr al­lein für die Bü­ro­kra­tie 258 Fran­ken. An­de­re Kran­ken­kas­sen sind ähn­lich kos­ten­in­ten­siv, was ih­re Ver­wal­tung an­geht, ei­ni­ge je­doch auch deut­lich güns­ti­ger.

Er­staun­li­cher­wei­se sind es ge­nau die bü­ro­kra­tie­las­ti­gen Kas­sen, wel­che häu­fig Leis­tun­gen ver­wei­gern, fast in wö­chent­li­chen Ab­stän­den ärzt­li­che Be­rich­te ein­for­dern und ih­re Ver­si­cher­ten mit Te­le­fon­an­fra­gen trak­tie­ren. Die vie­len Mit­ar­bei­ter in der Bü­ro­kra­tie müs­sen eben auch be­schäf­tigt wer­den.

Noch skur­ri­ler ist häu­fig der Streit zwi­schen den Ver­si­che­run­gen. In der Schweiz be­steht his­to­risch ei­ne Auf­tei­lung in UVG (Un­fall­ver­si­che­rungs­ge­setz) und KVG (Kran­ken­ver­si­che­rungs­ge­setz). Wer min­des­tens 8 Stun­den pro Wo­che an­ge­stellt be­schäf­tigt ist, ist über den Ar­beit­ge­ber un­fall­ver­si­chert. So weit so gut. Lei­der schie­ben in­zwi­schen die Ver­si­che­run­gen häu­fig die ver­meint­li­che Leis­tungs­pflicht ge­gen­sei­tig hin und her. Un­ter­stützt von bei den Ver­si­che­run­gen an­ge­stell­ten Ärz­ten, die häu­fig nie in dem Fach­ge­biet ge­ar­bei­tet ha­ben, aus dem sie den ein­zel­nen Ver­si­che­rungs­fall nun be­ur­tei­len müs­sen.

Für die be­han­deln­den Ärz­te, aber v.a. für die be­trof­fe­nen Pa­ti­en­ten ist dies nicht nur häu­fig läs­tig, son­dern auch mit Frus­tra­ti­on, Kos­ten, Zeit­ver­lust und Aus­blei­ben von ei­gent­lich be­rech­tig­ten Zah­lun­gen ver­bun­den.

Es lies­se sich im Ge­sund­heits­we­sen si­cher ei­ne Men­ge Geld ein­spa­ren. In mei­nem Fach­ge­biet al­lein schon durch die Re­du­zie­rung von un­nö­ti­gen Ope­ra­tio­nen. Es braucht auch nicht bei je­der Ver­let­zung gleich ei­ne Ma­xi­mal­dia­gnos­tik (z.B. ei­ne kurz­fris­ti­ge Kern­spin­to­mo­gra­fie). Die Re­du­zie­rung von ad­mi­nis­tra­ti­ven Auf­ga­ben von Ärz­ten und Pfle­gen­den im Spi­tal­be­trieb, die sie von den ei­gent­li­chen Auf­ga­ben ab­hal­ten. Preis­ab­spra­chen zwi­schen An­bie­tern im me­di­zi­ni­schen Be­reich wird viel zu we­nig nach­ge­gan­gen. Mir kann bis heu­te nie­mand aus Po­li­tik oder In­dus­trie er­klä­ren, wie der Preis für ei­ne klei­ne Stahl­schrau­be mit 2 Ösen für je­weils 2 Fä­den aus Po­ly­es­ter ein Preis zwi­schen 280 und 480 Fran­ken zu­stan­de kommt. Die Auf­zäh­lung lies­se sich be­lie­big ver­län­gern.

Ei­gent­lich soll­te für die im Ge­sund­heits­we­sen Be­schäf­tig­ten im­mer der Pa­ti­ent im Mit­tel­punkt ste­hen, erst recht, wenn man den voll­mun­di­gen Wer­be­pla­ka­ten oder den teu­ren Wer­be­spots der Ver­si­che­rer Glau­ben schenkt.


Dr. med. Mi­cha­el Ket­ten­ring


Beitrag teilen: