
Sager AG in Dürrenäsch
- Text und Bild: Dirk C. Buchser
In der monatlichen Serie «Zu Besuch bei» stellen wir in allen Dorfheftli eine Firma vor, die man vom Namen her kennt, vielleicht aber nicht genau weiss, was hinter den Kulissen produziert wird. Wir waren zu Besuch bei der Sager AG in Dürrenäsch, einem der führenden Dämmstoffhersteller in der Schweiz.
Sagex? Klar, kennt in der Schweiz fast jedes Kind. Glaswolle-Dämmplatten oder -Dämmrollen auf dem Bau? Klar, kennt in der Schweiz jeder Bauarbeiter und Eigenheimbesitzer. Die beiden Produkte haben eine grosse Gemeinsamkeit: Sie werden in Dürrenäsch bei der Firma Sager AG produziert.
Es ist mehr als warm hoch oben beim Schmelzofen. 20 Tonnen fasst der Ofen und wird auf 1400 Grad aufgeheizt. Eingefüllt werden in den Schmelzofen mineralische Rohstoffe und Recyclingglas. «Wir brauchen flaches Glas, wie zum Beispiel kaputte Autoscheiben», erklärt der Betriebsleiter der Firma Sager AG, Stephan Läuchli. Raus kommen drei heisse, leuchtende Glasstrahle, welche 14 Meter lang sind. Es ist ein Bild wie aus einem Hochglanz-Kalender. Lange bleibt der Glasstrahl aber nicht an der frischen Luft: In der Zentrifuge, welche 1800 Umdrehungen in der Minute schafft, wird der Glasstrahl zu Glasfasern zerstückelt und dann abgekühlt. Läuchli: «Nach etwa 300 Stunden sind die kleinen Löcher in der Scheibe der Zentrifuge zu gross und wir müssen sie wechseln.»
Mit der periodischen Qualitätskontrolle werden die Glasfasern genau unter die Lupe genommen: «Je feiner sie ist, desto besser ist die Qualität», erklärt Läuchli. Hektik bricht erst beim Wechseln der Scheibe aus, denn ein Unterbruch kostet Zeit, Geld und Nerven. Das kann auch mitten in der Nacht passieren. 24 Stunden läuft die Produktion, 7 Tage am Stück. 150 Mitarbeitende sind bei der Firma Sager AG angestellt, davon werden 4 Lehrlinge ausgebildet. «In der Produktion haben wir Mitarbeiter aus diversen Berufen. Das kann man nicht lernen», erklärt der Geschäftsführer Marc Lüdi. Der Standort Dürrenäsch ist der einzige in der Schweiz: «Und weltweit!», ergänzt Lüdi. Ein ganz klares Commitment zur Region. Denn, geliefert wird weltweit: «Der Rochetower 2 in Basel, oder das Rechenzentrum von Google in Dänemark oder bei allen DAF-Lastwagen, welche in der Welt herumfahren, sind Dämmstoffe von uns drin», ist Lüdi stolz und schmunzelt: «und im neuen Hallwilerseeschiff Delphin sind ebenfalls unsere Glaswolle-Rohrschalen verbaut».
In der Produktion sind wir mittlerweile beim Einspritzen des Harzes angekommen: Jetzt wird Läuchli zum ersten Mal ernst: «Das ist unser grösstes Problem.» Grund sind die Geruchsemissionen. «Wir mussten das Harz wechseln, weil das alte den Marktanforderungen nicht mehr genügte. Und seither haben wir mehr Geruchsemissionen.» Das riechen auch die Anwohner. Aber: «Gesundheitlich völlig bedenkenlos!» Tag und Nacht wird jetzt gepröbelt, die Zusammensetzung verändert und die Luftfilteranlage ausgebaut und angepasst. Sogar ein Geruchstest wurde in Auftrag gegeben. «Natürlich sind wir nicht glücklich über die Geruchsemissionen, aber den Wechsel hat es gebraucht, sonst wären wir nicht mehr konkurrenzfähig», erklärt Marc Lüdi. Das Harz braucht es, um im 25 Meter langen Härteofen die Glasfasern zusammenzukleben. Während das Wasser zum Kühlen alles vom eigenen Gelände stammt und aufbereitet wird, benötigt der Produktionsprozess eine grössere Menge elektrischer, ausschliesslich erneuerbarer Energie sowie Erdgas. «Die Umwelt liegt uns sehr am Herzen. Bei uns wird alles mögliche rezykliert.», erklärt Stephan Läuchli.
Es rattert und knattert in der 40 Millionen teuren Produktionshalle. Der Weg vom Anfang zum Ende der 125 Meter langen und 25 Meter breiten Maschine führt aber über diverse Treppen, unter Schläuchen und um verschiedene Testlabors rum. Da hat es die Glasfaser einfacher. «Gerade mal 5 Minuten dauert es vom Schmelzen des Glases bis zum fertigen Dämmprodukt», erklärt Läuchli stolz. Die grosse Reise beginnt dann aber erst noch: Von der grossen Lagerhalle wird es dann per Lastwagen nach ganz Europa transportiert. Wetten, dass auch bei Ihnen etwas aus der kleinen Gemeinde Dürrenäsch verbaut ist?
Im Oktober: Zu Besuch bei Tanner & Co. AG in Meisterschwanden
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