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Müri PROTOTECH AG in Gontenschwil

  • Text und Bild: Fabienne Hunziker

In der monatlichen Serie «Zu Besuch bei» stellen wir in allen Dorfheftli eine Firma vor, die man vom Namen her kennt, vielleicht aber nicht genau weiss, was hinter den Kulissen genau passiert oder produziert wird. Wir waren zu Besuch in der Firma Müri PROTOTECH AG in Gontenschwil.

Zur Herstellung von Gehäusen und Geräten, technischen Apparaten oder auch medizinischen Gerätschaften sowie Alltagsgegenständen, braucht es für die anschliessende Serienproduktion vorab einen Prototypen in Form eines Modells. Funktioniert die Handhabung und wird der vom Kunden geplante Zweck mit dieser Form erfüllt? Diese Aspekte werden nach eingehender Planung und der Herstellung der Modelle geprüft und getestet. Für die Fertigung solcher Prototypen sowie Kleinserien ist die Firma Müri PROTOTECH AG einer der führenden Spezialisten im technischen Modellbau in der Schweiz. Bereits seit 70 Jahren besteht die Firma an der Oberkulmerstrasse, welche nun in der dritten Generation von Ralf Müri geführt wird.

Von der ersten Idee, über die Entwicklung bis hin zur Fertigung. Im persönlichen Gespräch werden die Eigenschaften, die Anwendung und die Machbarkeit besprochen sowie die optimalen Materialien für die Anwendung definiert. Dank der Vielfalt an Herstellungsverfahren, welche sich auch kombinieren lassen, dem Einsatz von hochkomplexen Maschinen und viel Handarbeit, kann jede beliebige Form gegossen, geschnitten, «gedruckt», gedreht oder gefräst werden. Der Einsatzbereich der Prototypen reicht von der Forschung, der Unterhaltungselektronik, von Haushalts- oder Handwerksgeräten über modernste Medizinaltechnik, Operationsschablonen bis hin zu Anschauungsmodellen für Schulen und Unis oder dem Flugzeugbau und der Uhrenindustrie. Die Firma, welche 1951 von Arthur Müri gegründet wurde, beschäftigt heute 23 Mitarbeitende. Die Fachkompetenz als FormenbauerIn und als PolymechanikerIn gibt die Firma seit Jahrzehnten auch an Lernende weiter.

Während zu Beginn noch Kohlehandel mit Ross und Wagen betrieben wurde, entwickelte sich die Firma zum Modellbauer für Bau und Architektur und wurde schliesslich nach und nach zum Hightech-Unternehmen. In den Siebzigerjahren wurde vorwiegend mit dem Niederdruckgiessverfahren und dem Vakuumguss gearbeitet. 1994 kam die CNC-Frästechnologie dazu. Die Digitalisierung hielt stetig Einzug und so war die Anschaffung von Maschinen mit moderner Technologie laufend erforderlich. Im Jahre 1998 wurde die 3D-Drucktechnologie mit dem Stereolithographie-Verfahren eingeführt, 2002 kam die Lasersintertechnik dazu. Seit 2008 verfügt die Firma über ein eigenes Lackier-werk und im Jahre 2010 nahm sie die damalsgrösste SLA-Anlage (Stereolithographie-Anlage) der Schweiz in Betrieb. Das Angebot im 3D-Druck sowie Investitionen in neue Fräscenter ergänzten den Betrieb nach und nach. Ausserdem ermöglicht die Zerspanungstechnik im Hochgeschwindigkeitsverfahren die Möglichkeit von höchster Präzision bei komplizierten, kleinen oder dünnwandigen Werkstücken.

Mit der Inbetriebnahme eines Reinraums im Jahre 2016 erschloss sich für die Firma die Möglichkeit, den Bereich Medizinaltechnik weiter auszubauen. Das Unternehmen stellt anhand von MRI- oder Röntgenbildern individuelle und hochpräzise Operationsschablonen her, welche genau an den Körperbau des jeweiligen Patienten angepasst sind. Diese Schablonen sind oft bei Gelenkoperationen erforderlich. Die Bearbeitung von Materialien auf CNC-Anlagen, welche die Bearbeitung an bis zu fünf Achsen gleichzeitig ermöglicht, sowie das Lasersintern und die Stereolithographie eröffneten der Firma neue, spannende Herstellungsmöglichkeiten. Die Dynamik und der Wandel der technischen Möglichkeiten haben sich in den letzten zwanzig Jahren schneller verändert als in den Jahrzehnten zuvor, berichtet Ralf Müri. Die Erweiterungen und Investitionen der Firma zahlen sich aus, schliesslich sorgen die modernsten Bearbeitungstechniken, die Präzision, die Kapazität sowie die Betriebsgrösse, für die beste Position am schnelllebigen Markt. Um immer auf dem aktuellen Stand zu sein und auch zu bleiben, braucht es vor allem Innovation, Ideen und technisch sowie in der Informatik versierte Mitarbeitende.

Die Ansprüche an Produkte steigen und der Kosten- sowie der Zeitdruck ist auch in dieser Branche allgegenwärtig. Die Firma investiert seit der Gründung vor siebzig Jahren laufend in neue Technologien und in die Ausbildung der Mitarbeitenden.Im additiven Fertigungsverfahren (Stereolithographie, Lasersintern) wird ein Werkstück durch frei im Raum materialisierende Punkte schichtweise aufgebaut. Dieses Verfahren kann mit dem für den Laien besser bekannten 3-Druck verglichen werden,  ist durch die lasergesteuerten Systeme jedoch präziser und auch für hochwertige und massgenaue Teile bestens geeignet. Die Möglichkeit, komplett dreidimensionale Modelle mit Hohlräumen und beweglichen Verbindungsteilen herzustellen, verschafft unendliche Möglichkeiten, ein Modell komplett in einem Arbeitsvorgang herzustellen. Im Bereich des Modellbaus kann der Mensch nie komplett durch eine Maschine ersetzt werden. Die Planung und Programmierung im Vorfeld sowie die Nachbearbeitung erfordert Mensch und Hand. Metallelemente einsetzen, Kanten schleifen oder glätten, Modelle beschriften oder Lackieren sind manuelle Arbeiten, die ein Werkstück schliesslich komplettieren. Für die Qualitäts- und Funktionskontrolle eines Modells ist das menschliche Gefühl erforderlich. Die Müri PROTOTECH AG verbindet für das perfekte Ergebnis Hightech mit Handwerk.Im August: Zu Besuch in der Bio Brüterei Lindenberg AG in Schongau.

Im August: Zu Besuch in der Bio Brüterei Lindenberg AG in Schongau.


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