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Veröffentlicht 24. März 2021

Der Grasfrosch – Leben in zwei Welten

  • Text und Bild: Ernst Hofmann
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Grasfrösche gehören in der Schweiz zu der am weitesten verbreiteten Amphibienarten. Man erkennt sie an der glatten Haut und am dunklen Schläfenfleck über dem Trommelfell. Ihre Grundfarbe ist braun, variiert aber von gelb-, rot- bis dunkelbraun und ist oft schwarz gefleckt. Die Haut ist feucht und ausserordentlich drüsenreich. Diese Schleimdrüsen sondern ständig Schleim ab und halten die Haut feucht. Die Frösche nehmen Wasser durch die Haut auf und nicht durchs Maul. Dabei müssen sie nicht unbedingt ins Wasser sondern können auch Tau und Bodenfeuchte nutzen. Gleichzeitig verdunstet ihre dünne Haut ständig grössere Mengen Wasser. Deshalb halten sie sich in feuchter Umgebung auf, sonst droht ihnen Austrocknung und Tod.

Die Hochzeit der Frösche
Grasfrösche sind Frühaufsteher und beenden als Kaltblüter als erste die Winterstarre. Sie verbringen die kalte Jahreszeit nicht im Wasser sondern in Erdlöchern im Umkreis von 2 km des Geburtsgewässers. Mit dem Auftauen des Bodens Ende Februar und feucht-regnerischen Nächten werden die Grasfrösche hervorgelockt. Eine innere Uhr bewirkt, dass alle miteinander zu Hunderten die Wanderung zu ihrem Geburtsteich antreten. Am Ziel angekommen, versuchen die Männchen möglichst schnell, ein freies Weibchen zu besteigen. Einige Paare kommen bereits «im Doppel» an, d.h. die Männchen schnappen sich unterwegs eines der etwas grösseren Weibchen und lassen sich von diesem Huckepack zum Laichgewässer tragen. So versammeln sich in den Hochzeitsnächten immer mehr Frösche im Teich, bereits verpaarte und solche, die noch auf der Suche sind. Ihren «Liebesrausch» untermalen die Männchen mit einem feinen brummenden Geräusch. Verpaarte Männchen müssen sich ständig gegen aggressive «Junggesellen» wehren, die sie von ihrer Partnerin trennen wollen. Oft setzen sich die Nebenbuhler unverschämt als Dritte auf das «Liebespaar». Für das Weibchen kann dies fatal enden, denn die «liebestollen Herren» verhindern, dass es an die Wasseroberfläche kommt und sehr lange unter Wasser bleibt. Als Lungenatmer müssen sie irgendwann Luft schnappen. So sind schon etliche Froschweibchen beim Liebesspiel ertrunken. Im Normalfall legt das Weibchen schon bald einen Laichballen mit rund 1000 bis ca. 3000 Eiern ab, über die das Männchen seine milchige Spermienflüssigkeit ergiesst und sie damit befruchtet. Nach einigen Tagen endet das Spektakel so schnell, wie es begonnen hat. Die Grasfrösche überlassen die Nachkommenschaft ihrem Schicksal. Sie verlassen das Laichgewässer und treten die Rückwanderung an Land an, wo sie im kühlen und feuchten Umfeld  für den Rest des Jahres leben. Im nächsten Frühjahr beginnt der Zyklus von neuem. 

Vom Ei zum Frosch
Die dotterreichen, befruchteten Eier quellen im Wasser auf. Bei günstiger Wassertemperatur erfolgen schon nach wenigen Stunden die ersten Zellteilungen, so dass sich ein vielzelliger Embryo abzeichnet. Es entwickeln sich am Kopf äussere, fädige Kiemen zur Atmung im Wasser, die aber bald von einer Haut überdeckt werden. Als fischähnliche Kaulquappen leben sie mehr als einen Monat kiemenatmend im Wasser. Dann beginnt eine wundersame Verwandlung (=Metamoprhose): Die Kaulquappe wird zum Frosch. Zuerst stossen die Hinterbeine hervor, später die Vorderbeine. Der kleine Mund verändert sich zum Froschmaul. In dieser Zeit nimmt das Tier keine Nahrung mehr auf. Dabei wird der Ruderschwanz abgebaut und dient als Nahrungsersatz. Gleichzeitig verschwinden die inneren Kiemen und aus der Schwimmblase entwickelt sich die Lunge und übernimmt die Atmung. Die wasserangepassten Kaulquappen werden zu landgängigen Grasfröschen, die ab Juni den Teich verlassen. Sie zeigen uns jedes Jahr, wie die Evolution des Lebens den Schritt vom Wasser ans Land gemeistert hat. Man bezeichnet sie deshalb Amphibien, was auf Griechisch «doppellebig» heisst –  Leben in zwei Welten.


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