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Veröffentlicht 18. Juli 2012

Das künstliche Schultergelenk

  • Bild: Ulrike Mai auf Pixabay
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Im Vergleich zum Hüft- oder Kniegelenksersatz wird ein künstliches Schultergelenk zwar immer noch selten implantiert, die Zahlen steigen dennoch rasant an. Auch weil es in den vergangenen Jahren hier sowohl von der Implantate-Technik als auch von der chirurgischen Technik deutliche Weiterentwicklungen gegeben hat.

Die Schulter selbst ist durch die anatomischen Voraussetzungen ein sehr kompliziertes Gelenk. Die knöcherne Führung ist durch die kleine flache Gelenkpfanne sowie den grossen kugeligen Oberarmkopf kaum vorhanden. Auch deshalb ist die Schulter das beweglichste Gelenk des Körpers. Hier haben die Muskel- und Sehnenansätze neben der Aufgabe der Bewegung des Armes auch stabilisierende Funktionen, weshalb sie schon relativ früh einem Verschleiss unterliegen.

Für die verschiedenen degenerativen Krankheiten der Schulter, aber auch für Brüche des Oberarmkopfes gibt es inzwischen eine Vielzahl von unterschiedlichen Schulterersatzprothesen. So reicht beispielsweise eine Teilprothese aus, wenn nur der kugelige Anteil des Oberarmkopfes betroffen ist. Bei Erkrankungen, die beide Gelenkanteile betreffen, ersetzt man auch beide. Ist der sehnige und muskuläre Mantel der Schulter intakt, wird eine sogenannte anatomische Prothese eingesetzt, d.h. die neue Kugel ist dort wo auch im Gelenk die Kugel war, ebenso verhält es sich mit der Schulterpfanne. Ist jedoch der sehnige Mantel nicht mehr vorhanden oder stark verschlissen, wird die umgekehrte Technik gewählt. Der Arm ist dann besser beweglich wenn die neue Pfanne dort ist wo die Kugel war und umgekehrt. Des weiteren gibt es inzwischen von jeder Gruppe auch Prothesen mit sehr kurzer Verankerung, sodass hier weniger Knochen entfernt werden muss. Dies hat vor allem bei jüngeren Patienten Vorteile, denn man weiss zur Zeit noch wenig über die Haltbarkeit, so dass bei der Implantation beim jüngeren Menschen (orthopädisch sind alle Menschen unter 65 Jahren jung) durchaus auch mit einem nochmaligen Wechsel des Gelenkersatzes gerechnet werden muss.

Dies individuell mit jedem Patienten zu besprechen und Vor- und Nachteile der verschiedenen Systeme aufzuzeigen ist Aufgabe des Arztes. Nur ein gut aufgeklärter Patient wird auch ein motivierter Patient sein, was die Einhaltung der Bewegungslimite und die genaue Durchführung der Physiotherapieprogramme betrifft. Auch darf man die Möglichkeit von Komplikationen nicht verschweigen. Schlimmstenfalls kommen Keime an die Prothese, die zu einer Infektion führen. Des weiteren kann die Prothese früher als gedacht auslockern. Sie kann instabil sein, d.h. es kommt zu Ausrenkungen des Gelenkes. Schliesslich kann es beim Einbau zu Gefäss- und vor allem Nervenschädigungen kommen, die teilweise nicht mehr rückbildungsfähig sind. All diese Komplikationen treten sehr selten auf, sind aber dennoch vorhanden. Letztendlich ist jedoch die Implantation eines Schultergelenkersatzes heute viel risikoärmer und technisch ausgereifter und zeigt deutlich bessere Ergebnisse wie noch vor 10 Jahren.

 

Dr. Michael Kettenring


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