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Veröffentlicht 28. Mai 2019

Ich habe mich entschieden. Und Sie?

  • Bild: Dani Géza, Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Ich hatte bis vor kurzem einen alten, völlig zerfledderten Organspende-Ausweis aus Deutschland, den ich wahrscheinlich schon 20 Jahre im Geldbeutel mit mir herumtrug. Ich dachte mir, dass dieser schon ausreichen würde, sollte ich hirntod sein und sich die Frage nach einer Organentnahme stellen sollte. Zudem weiss meine Familie natürlich um meine positive Einstellung zur Organspende.

Im Rahmen eines Schulprojekts befragte mich meine Tochter bezüglich meiner entsprechenden Dokumentation in der Schweiz. Ich musste zugeben, dass ich es in den über 13 Jahren, in denen ich nun in meiner neuen Heimat lebe, nicht geschafft hatte, mir einen entsprechenden Schweizer Organspendeausweis zu beschaffen. Alles hatte ich schnell erhalten: Führerausweis, Kreditkarte, Ausländerausweis, Berufsausübungsbewilligung etc., um den Organspendeausweis hatte ich mich aber vergessen zu kümmern.

Dies habe ich nun nachgeholt. Noch am gleichen Abend, mit meiner Tochter zusammen, die sich ebenfalls auf swisstransplant.org registrieren liess. Es ist sehr einfach, sich beim Nationalen Organspenderegister einzutragen und bei leben-ist-teilen.ch eine Spendekarte zu beantragen. Es gibt sie sogar fürs Smartphone.

Man kann unterschiedlicher Meinung sein bezüglich der Volksinitiative «Organspende fördern – Leben retten«. Ich bin eindeutig für die vermutete Zustimmung. Das heisst, bei einem Hirntod würden Organe entnommen werden dürfen, wenn der Mensch sich nicht zu Lebzeiten ausdrücklich dagegen ausgesprochen hätte.

Noch immer stehen in der Schweiz über 1400 Personen auf der Warteliste, 2019 wurden 599 Transplantationen durchgeführt. Je nach Organ stehen 2- bis 4-Mal so viele Patienten auf der Warteliste, wie es Spender gibt. In einem Land, in dem 85% der Bevölkerung positiv gegenüber der Organspende eingestellt ist – eigentlich ein bemerkenswert schlechter Zustand.

Auch wenn man gegen den Grundsatz der vermuteten Zustimmung, aber eigentlich persönlich für Organspende ist, sollte man sich natürlich bei swisstransplant.org anmelden.

Wichtig ist eine gesellschaftliche Diskussion über das Thema. Hier geht es um Menschenleben, nicht «nur» um eine Übernahme einer Änderung der EU-Waffenrichtlinie.

Ich zumindest freue mich über meinen neuen Schweizer Spendeausweis, den ich mir aufs Handy geladen habe. Da kann er auch nicht mehr zerknittern.


Dr. med. Michael Kettenring


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