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Veröffentlicht 04. November 2016

Knochenbrüche im Kindesalter

  • Bild: Tom Claes auf Unsplash

Jeder zweite Junge und jedes dritte Mädchen erleidet bis zum 16. Lebensjahr einen Knochenbruch. Diese sind nach Alter des Kindes, Entstehung und Lokalisation sehr variabel.

Im Kleinkindesalter entstehen Brüche vor allem durch das Imitieren von Erwachsenen und das Spielen ausserhalb oder innerhalb der Wohnung. Leider muss man hier sowie auch im Säuglingsalter die Gewaltausübung von Seiten der Eltern oder anderer Erwachsener erwähnen. Später im Kindesalter kommen meist sportliche Betätigungen als Ursache für Knochenbrüche hinzu.

Zum Ende des Wachstums, also zur Zeit der Pubertät, ändert sich sowohl der Organismus als Ganzes als auch vor allem die Lokalisation der Brüche. Durch den Verschluss der Wachstumsfugen am Ende der Knochen kommt es hier zu einer grösseren Instabilität, sodass mehr die gelenknahen Enden der Knochen anstatt die Schäfte in der Mitte der Knochen von Brüchen betroffen sind.

Generell lässt sich sagen, je jünger ein Kind ist, desto mehr Korrekturpotential besitzt der Knochen bei der Heilung. Das heisst, dass bei jüngeren Kindern eine bestimmte Fehlstellung oder Achsabweichung toleriert werden kann, ohne dass der Knochen in Narkose «eingerichtet» werden muss. Die Behandlung besteht je nach Lokalisation meist in der Anlage eines Gipses – heutzutage meist aus Kunststoff.

Übersteigt die Achsabweichung oder Verschiebung des Knochens das tolerable Mass, muss der Knochen in Betäubung gerichtet werden. Sollte er danach durch eine Gipsanlage nicht stabilisiert werden können, kommt zusätzlich eine operative Stabilisierung, z. B. mit Drähten oder Nägeln, in Frage, welche später auch wieder entfernt werden müssen.

Insgesamt gelten also für die kindlichen Knochenbrüche andere Regeln als im Erwachsenenalter. Über diese Bescheid zu wissen sowie auch die verschiedenen anatomischen Veränderungen des Knochens v. a. im Bereich der Wachstumsfugen zu kennen, ist die Aufgabe des Unfallchirurgen. Eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe kommt jedoch manchmal noch hinzu: Die Beruhigung und Information der Eltern.

Eine adäquate Behandlung des kindlichen Knochenbruchs kann nur mit aufgeklärten Eltern gut funktionieren. Sie sollten über Art des Bruches, Behandlungsart und -dauer sowie über etwaig notwendige Röntgenkontrollen entsprechend ausführlich informiert werden.

Zusammenfassend lassen sich die allermeisten kindlichen Knochenbrüche gut behandeln, sodass keine Spätfolgen zu erwarten sind.

 

Dr. med. Michael Kettenring
Facharzt FMH für Chirurgie und Unfallchirurgie


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