Thromboseprophylaxe bei Flugreisen?
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Man hat schon mal davon gehört, vom «Holzklassensyndrom». Durch die immer grössere Anzahl an Flugreisen und die abnehmende Beinfreiheit in der Touristenklasse wird diese Fragestellung immer häufiger an Ärzte herangetragen. Vor allem jetzt vor den Sommerferien.
Durch das längere Sitzen in einer Position, bei der die Beine doch sehr angewinkelt sind, kann es zu einer Häufung an tiefen Venenthrombosen, d. h. Bildung von Blutgerinnseln in den tiefen Beinvenen, kommen. Dies ist durch Studien eindeutig belegt.
Das Blut wird normalerweise durch die sogenannte Muskelpumpe aus den Beinen zurück zum Herz transportiert. In den Venen, welche das Blut zum Herz leiten, sind Klappen – kleine Ventile –, die das Blut in Richtung Herz dirigieren. Wird die Muskulatur um die Vene angespannt, beispielsweise beim Gehen, kommt es zu einem Rückfluss Richtung Herz.
Bei längerem Sitzen wird diese Pumpe nicht betätigt, die Beine sind abgeknickt und es kann so zu einem Blutstau in den Beinen kommen, welcher bei Patienten mit bestimmten Risikofaktoren zu einer Thrombose führen kann.
Daraus ergeben sich entsprechend die prophylaktischen Massnahmen. Möglichst die Muskelpumpe betätigen durch beispielsweise regelmässiges Anspannen der Beinmuskulatur (z. B Fusswippen, Zehenspreizen oder auch mal Gehen während des Flugs). Dies reicht bei gesunden Fluggästen und kurzen Strecken vollständig aus. Werden die Strecken länger oder bestehen gewisse Risikofaktoren (Alter über 50, Operation untere Extremität vor kurzer Zeit, Nierenerkrankung, langjährige Zuckererkrankung, Übergewicht) empfiehlt sich das Tragen von Kompressionsstrümpfen. Hierbei reichen Strümpfe der Kompressionsklasse 1 aus. Ich selbst trage bei längeren Flügen Sportkompressionsstrümfe für Läufer, die etwas angenehmer zu tragen sind als die Pendants aus dem medizinischen Bereich.
Nur bei Risikopatienten (Krebserkrankung, fortgeschrittene Herz- und Lungenerkrankungen, schon vorbestehende Blutgerinnungserkrankungen oder vorbestehende Thrombosen, massives Übergewicht) macht eine medikamentöse Prophylaxe mit einer Heparinspritze Sinn, da man hier eine Nutzen-Risiko-Abwägung durchführen muss.
Diese Ausführungen gelten prinzipiell auch für längere Reisen mit dem Car.
Dr. med. Michael Kettenring
Facharzt FMH für Chirurgie und Unfallchirurgie
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