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Veröffentlicht 30. Oktober 2018

«Das Dritte von rechts»

  • Bild: Surprise auf Pixabay
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Ich bin mir fast sicher, Ihnen geht es auch so: Sie stehen im Supermarkt vor dem Kühlregal mit den Joghurts und wissen bei der Riesenauswahl nicht, welches Sie kaufen sollen. Schliesslich nimmt man dasselbe wie das letzte Mal? Oder jenes, welches die Kinder lieben? Oder das besonders Gesunde, auf dem 0% oder was Grünes drauf steht?

In ausländischen Gross-Supermärkten ist die Auswahl noch zigmal grösser, was einen deutschen Kabarettisten dazu veranlasst hat, das Thema in seine Show einzubauen: Nämlich die tagtägliche Herausforderung sich immer und immer wieder entscheiden zu müssen. Seine Antwort auf das Problem: «Ich nehme immer das Dritte von rechts».

Was hat das nun aber mit Tieren zu tun? Selber seit neustem Hundehalter ist mir bewusst geworden, wie schwierig es wohl für Laien ist, das richtige Futter für sein Tier auszuwählen. Der Züchter gibt Ihnen schon mal «sein Futter» mit dem Welpen mit nach Hause, und Sie überlegen sich dann, wie Sie weiter füttern möchten. Vielleicht frisst ihr Welpe auch nicht mehr so freudig und Sie laufen beim Kauf des neuen Halsbandes im Petshop durch die riesigen Futterregale. Da fragen Sie sich: «Hab ich wohl für meinen Liebsten das beste Futter?» Da stehen ja so viele Marken schön aufgereiht im Gestell: Für jede Hundegrösse und jedes Alter das Passende und auf einigen Produkten sind sogar Hunderassen abgebildet. Aber leider fehlt «unsere» Rasse. Beim Impftermin in der Tierarztpraxis schaut man sich die Futtersäcke im Wartezimmer an und denkt: Ob die vom Tierarzt wohl besonders gesund sind oder nur besonders teuer? Sind das vielleicht Medizinalfutter? Fragt man dann in der Hundeschule noch die anderen Hundehalter nach ihrer Wahl, wird die Fülle der Möglichkeiten praktisch unüberblickbar und man beginnt zu zweifeln, ob man alles richtig macht. Da wäre man doch froh, wenn man – wie vor dem Joghurtregal – einfach das Dritte von rechts nehmen könnte. Aber wie bei den Joghurts steht auch auf den Futtersäcken nicht alles drauf, was man wissen möchte. Und wenn doch, dann kleingedruckt. Steht «mit Lamm» auf der Packung, so ist dies nicht gelogen, wenn auch nur ein kleiner Anteil der Fleischquelle vom Lamm stammt und der grössere vom Rind.

Eine für alle Hunde und Besitzer gültige Fütterungs-Empfehlung gibt es nicht. Es gibt auch nicht nur EIN richtiges Futter, so wie es auch nicht nur EINEN Hund gibt. Lassen Sie sich individuell beraten, fragen Sie nach und bleiben Sie kritisch. Bekommen Sie nachvollziehbare Antworten auf Ihre Fragen? Vertrauen Sie auch auf ihre Beobachtungen: Wie ist der Kot beschaffen? Wie entwickelt sich mein Hund in Gewicht und Körperform? Wie sieht das Fell aus? Und vor allem, wie gerne frisst mein Hund das Futter? Auch ökologische Faktoren wie Transportwege, Herkunft der Rohstoffe und Bezugsquelle des Futters dürfen nebst den Kosten bei der Entscheidung mitspielen.

In diesem Sinne: «En Guete metenand».


Autor: Dr. med. vet Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. Küng, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch


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