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Veröffentlicht 04. Juni 2019

Kreuzbandriss

  • Bild: Doris Metternich auf Pixabay

Der Schweizer Sennenhund Jimmy hat beim Rennen um das Gartenhäuschen versucht den kleineren Nachbarshund einzuholen. Anderntags kommt er hinkend aus seinem Schlafkorb. Er belastet sein linkes Hinterbein kaum und beim Untersuch zeigt er Schmerzen beim Knieuntersuch. Jimmy ist kräftig und gross und die Untersuchung daher nicht ganz einfach. Wir einigen uns auf eine medikamentelle Therapie und Jimmy bekommt Leinenzwang.

Bald geht es ihm besser und er bekommt auch wieder Hundebesuch. Beim ausgiebigen Spielen hört der Besitzer einen kurzen Schrei und ihr Jimmy kommt hinkend auf 3 Beinen dahergelaufen. Bereits telefonisch vermuten wir einen Kreuzbandriss, nachdem beim ersten Rennen das Band wohl nur angerissen war. Wie bei einem Schnürsenkel, bestehen die Bänder aus einzelnen Fasern. Ist dieses Band mal verletzt, braucht es nicht mehr viel bis es ganz reisst (so wie es bei den Schnürsenkeln auch passiert). Beim Untersuch war dann auch eine sogenannte «Schublade» festzustellen. Dabei sind Ober- und Unterschenkel auf Höhe des Kniegelenks gegeneinander verschiebbar, weil das gerissene Kreuzband das Gelenk nicht mehr stabilisiert. Das ganze Kniegelenk wird nur durch Bänder (Seitenbänder, Kniescheibenband und vorderes/hinteres Kreuzband) gehalten und stabilisiert, wobei die Menisken die inkongruenten Gelenksflächen ausgleichen. Der Kreuzbandriss betrifft meistens das vordere Kreuzband und ist bei mittelschweren bis schweren Hunden häufiger. Der Kreuzbandriss tritt oft auch deshalb auf, weil durch eine Fehlstellung im Knie (ein gegen hinten abfallendes Tibia-Plateau) das Band dauernd unter Zug steht und übermässig beansprucht wird.

Beim mittleren bis grossen Hund ist eine Operation beim spezialisierten Orthopäden sinnvoll. Dabei kommt bei grossen Hunden häufig statt einem Bandersatz eine Operationstechnik zum Einsatz, bei welcher das nach hinten abfallende Schienbeinplateau korrigiert wird, damit es fast waagrecht steht (TPLO). Auch andere Operationstechniken, welche die Kräfte und Dynamik im Kniegelenk berücksichtigen, kommen zum Einsatz. Den Entscheid welche Technik in welchem Fall die geeignetste ist, überlassen wir jeweils dem Spezialisten. Die gute Nachricht ist die, dass die Hunde nach der Operation meist beschwerdefrei sind und ausser einem höheren Arthrose Risiko eine gute Prognose haben. Die schlechte Nachricht ist, dass es in ca. 50% der Fälle wegen der Fehlstellung in beiden Kniegelenken zu einem erneuten Kreuzbandriss im gegenüberliegenden Kniegelenk kommen kann. Bei Katzen mit Kreuzbandriss, die eine sehr gute Heilungstendenz bei Verletzungen haben und wo viel weniger Gewicht auf das Gelenk einwirkt, darf statt der Operation auch eine konservative Therapie zum Einsatz kommen. Meist mit sehr gutem Resultat.

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. Küng, 6215 Beromünster


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