
LD50
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Was bedeutet diese Abkürzung? Erschrecken Sie nicht, wenn ich Ihnen verrate, dass es sich um die Abkürzung für «Letale Dosis 50%» handelt, also die Menge einer Substanz, bei deren Aufnahme 50% der Individuen sterben.
Paracelsus sagte bereits: «Nur die Dosis macht das Gift». Vergiftungen sind in der Tierarztpraxis immer wieder ein Thema: Schnecken-, Ratten- oder Mäusegifte und Anzündhilfen sind den meisten bekannt. Wir erhalten auch Anrufe von Tierbesitzern betreffend andere Substanzen, sowie von dem Herrn, welcher morgens immer mit seinem Hund frühstückte. Als er seine blutdrucksenkende Tablette zu sich nehmen wollte, bemerkte er, dass es die Arthrose-Tablette des Hundes war. Dies bedeutete umgekehrt, dass er vorgängig seinen Blutdrucksenker dem Hund ins Futter legte, der sich nun bereits die Schnauze leckte. Das war aber nicht weiter schlimm, denn auch Hunden muss manchmal dieses Medikament wegen Herzinsuffizienz verschrieben werden und eine einmalige Gabe in dieser Dosierung war nicht gefährlich. Oder abends der Anruf im Notfalldienst: «Unser Hund hat eine Knoblauchzehe gefressen, die ist doch giftig!» Das ist richtig, wie auch Zwiebeln kann Knoblauch zu einem Zerfall der roten Blutkörperchen und zu einer Blutarmut führen. Aber auch hier gilt: alles eine Frage der Dosis. Eine Knoblauchzehe wiegt ca. 3 Gramm. Symptome sind aber erst ab 5 g pro kg Körpergewicht zu erwarten. Dieser ca. 20 kg schwere Labrador hätte also mehr als zwei ganze Knoblauch-Knollen fressen müssen, damit Symptome zu erwarten wären.
Weintrauben können zu einem Nierenversagen führen, wenn mehr als 30 Gramm Weintrauben oder 3 Gramm Rosinen pro kg Körpergewicht aufgenommen werden. Künstlicher Zucker (Xylit), wie er unter anderem in Kaugummis vorkommt, führt beim Hund zum Insulinanstieg und damit zu einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Und dann natürlich die von uns so geliebte Schokolade: Das Theobromin in der Schokolade kann zu Unruhe, Herzrasen und Krämpfen führen. Grundsätzlich gilt: je dunkler die Schokolade, umso gefährlicher. Für einen 10 kg schweren Hund wird eine Magenentleerung empfohlen, wenn mehr als 40 Gramm dunkle Bitterschokolade, 50 Gramm Kochschokolade oder 200 Gramm Milchschokolade gefressen wurde. Und um wieder auf die LD50 zurückzukommen: Es war an einem 26. Dezember, als ich am Vormittag den Anruf einer Hundebesitzerin entgegennahm, deren Hund am Vortag eben eine deutlich höhere Menge als die LD50 von dunkler Schokolade gefressen hatte. Sie erzählte, dass ihr Hund eine unruhige Nacht gehabt hätte und beim Untersuch war noch eine erhöhte Herzfrequenz feststellbar. Jedoch war es viel zu spät für eine Magenentleerung. Der Hund erholte sich aber nach einer Infusion gut und gehörte somit glücklicherweise zu den 50 %, die nicht daran sterben.
Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG
6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch
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