Nächtlicher Einsatz
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Vor 10 Tagen wurde uns die 8-jährige Labradorhündin für einen Augenuntersuch vorgestellt und war zu diesem Zeitpunkt gerade läufig, was die nachfolgenden Rüden übrigens sehr interessant fanden. Auf Grund der Läufigkeit kamen wir auch auf das Thema der Kastration zu sprechen. Wegen genetisch bedingter Gelenksproblemen seit dem Jugendalter wurde dieses Thema etwas vernachlässigt. Wir vereinbarten, dass der Eingriff sinnvoll wäre, um einer Gebärmuttervereiterung (Pyometra) vorzubeugen und die Besitzerin sollte sich in 2-3 Monaten für einen Termin melden. 10 Tage später erreicht uns abends der Anruf der Besitzerin:
«Seit 2 Tagen ist unsere Hündin so schlapp, sie frisst kaum und trinkt Unmengen Wasser». Für jeden Tierarzt und jede Tierärztin ist mit dieser Vorgeschichte und den beschriebenen Symptomen (Unkastrierte Hündin, vor wenigen Wochen läufig, vermutlich Fieber – wegen der Apathie – und übermässiger Durst) sehr schnell die Verdachtsdiagnose der oben erwähnten Pyometra gestellt.
Beim Untersuch zeigte sich Fieber über 40 °C (Normaltemperatur bei Hunden: 38 °C bis 39 °C), verwaschene Schleimhäute und ein grosser Bauch, der schwierig abzutasten war. Aus der Scheide war kein Ausfluss festzustellen. Ob sich der eitrige Inhalt aus der Gebärmutter entleeren kann und an der Scheide sichtbar wird (offene Pyometra) oder eben nicht (geschlossene Pyometra) ist von grossem Unterschied für den Krankheitsverlauf, den Allgemeinzustand und der Dringlichkeit der Operation. Bei der geschlossenen Form, wie in diesem Fall, besteht die Gefahr eines Gebärmutterrisses und Ausfluss von Eiter in die Bauchhöhle (wie bei einem geplatzten Blinddarm). So wurde ein Ultraschall gemacht, die Tierarztgehilfin aufgeboten, und alles für die nächtliche Operation vorbereitet. Bei dieser Operation entfernten wir vorsichtig die riesige Gebärmutter mitsamt Eierstöcken. Ein Bild dazu ersparen wir Ihnen. Wer möchte, findet in den Internet Suchmaschinen mit den entsprechenden Stichworten und dem Anklicken der Bilder genügend Anschauungsmaterial. Mit Tropfinfusion, Medikamenten, Wärme und Ruhe erholte sich die Hündin bis am folgenden Morgen sehr gut. Für den Tierarzt das Positive bei dieser Erkrankung: Ohne Behandlung endet sie womöglich tödlich, womit die Behandlungsentscheidung schnell gefällt ist. Und nach zwar risikoreicher aber erfolgreicher Operation ist die Patientin sehr schnell wieder gesund, und wir sehen den unmittelbaren Erfolg unserer Arbeit, was sehr befriedigend ist und den Nachteinsatz lohnenswert macht.
Autor: Dr. med. vet Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. Küng, 6215 Beromünster
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