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Freischaren-Manöver

Aktualisiert: 22. September 2020

Alle acht Jahre kommt in Seengen die Zeit, wo die Gerüchteküche brodelt, Geheimniskrämereien an der Tagesordnung sind und Strategien zurechtgelegt werden. Es ist die Zeit im Vorfeld des Freischarenmanövers. Ein Freilichtspektakel, welches jeweils im Rahmen des Jugendfestes stattfindet und seine Wurzeln am Ende des 18. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Kadettenwesen hat.

Damals war es kein Freilichtspektakel, sondern bitterer Ernst. Die Konflikte, die rund um die Eidgenossenschaft immer wieder aufflammten, veranlassten die Schulen in einigen Städten unseres Landes, Kadettenkorps zu gründen, welche in Notfällen als Bürgerwehrersatz für die Väter im Krieg und als zusätzlicher Bevölkerungsschutz in Krisenzeiten hätten aufgeboten werden können. Engagierte und verdiente Offiziere lehrten den Schülern Disziplin und Wille und unterrichteten Laufschule sowie Tambouren- und Schiessübungen. Die ersten Kadettenkorps wurden in Zürich und Bern, 1787 in Aarau gegründet. Später folgten Brugg, Lenzburg, Zofingen, Baden, Zurzach und Aarburg.

Im neuen Aargauer Schulgesetz von 1835 machte die Kantonsregierung den Beitrag an neue Bezirksschulen im Kanton von der Bildung eines Kadettenkorps abhängig. Die erstmalige Bewaffnung des Seenger Kadettenkorps wurde mit Spenden und einem Bankdarlehen finanziert. Als Exerzierplatz stellte der Gemeinderat den Kadetten das Gebiet «Musterplatz» zur Verfügung.

Um der Öffentlichkeit den aktuellen Ausbildungsstand zeigen zu können, wurden schon früh im Rahmen von Jugendfesten Manöver gegen bunt zusammengewürfelte Freischaren veranstaltet. Daraus entstand dann auch der Begriff Freischarenmanöver. Das erste fand in Seengen am 6. Oktober 1867 statt. Nach dem 1. und 2. Weltkrieg fand mehr und mehr eine Verlagerung von der militärischen zur sportlichen Ausbildung in den Schulen statt. 1974 wurde im Aargau das Kadettenwesen durch den Schulsport abgelöst. Mehr und mehr geriet das Kadettenwesen in Vergessenheit.

Mitte der 80er-Jahre bildete sich in Seengen eine Freischarenkommission, welche die Tradition wieder verfolgte und 1988 die Wiederauferstehung anlässlich des Jugenfestes mit rund 500 Personen feierte. Heute sind die Seenger Freischaren ein Verein, der die Werte dieser Tradition hoch hält. Ein bunter Umzug, in welchen die Dorfvereine und die verschiedenen Quartiere integriert sind, locken nicht nur Seenger Zuschauer zu Hunderten an die Umzugsroute und aufs Manövergelände. Dort bekämpfen sich Kadetten und Freischaren. Wobei die Freischaren seit Beginn dieser Tradition endlich auf einen Sieg hoffen.

Weitere Infos: Freischarenkommission Seengen, www.freischaren.ch)


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