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Wie die Reinacher Kirche zum Dorf hinaus kam

Aktualisiert: 07. Juni 2022

Zur Reformationszeit kamen die Gemeinden Reinach und Beinwil überein, gemeinsam eine Kirche zu bauen. Reinach war damals schon bei Geld und versprach, sämtliche Taglöhne für den Bau zu berappen.

Das kleinere Beinwil sollte dafür Holz und Steine liefern; das Holz aus jener Waldnutzniessung, welche ihm bisher von der Reinachern grosszügig aus dem Gemeindebann zugestanden worden war.

Soweit verlief alles in Ordnung, und das Material war bald bereit. Nur über die Wahl des Bauplatzes konnten sich die beiden Dörfer nicht einigen. Die Reinacher sagten, die Kirche «gehöre ins Dorf», und schlugen daher einen Platz in der Nähe der Linde vor, die bei jenem Schlösschen steht, das man den «Schneggen» nennt. Die Beinwiler hingegen bestanden darauf, dass die Kirche auf jenem Hügel errichtet werde, der zwischen den beiden Ortschaften liegt, damit sie nicht zu jeder Kindstaufe und Hochzeit den weiten Weg vom Ufer des Hallwilersees bis in den oberen Teil des Nachbardorfes zurückzulegen hätten. Diesem langwierigen Streit dadurch ein Ende zu bereiten, dass alt und jung sich zusammentat und alle Quadern und Balken ins Oberdorf hinauftrug, und zwar bis gegen den Schneggenturm.

Doch diese Arbeit war umsonst, denn am anderen Morgen befanden sich Steine und Tannenbretter an jener Stelle, die sich die Beinwiler zum Bau der Kirche wünschten. Diese Wanderung des Materials betrachtete man als Wink des Himmels, und so baute man die Kirche auf halbem Weg zwischen dem Reinacher Oberdorf und Beinwil.

(nach Rochholz, Schweizer Sagen. Quelle: Buch Beinwil am See von Dr. Karl Gautschi)


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