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Unterwegs im Naturschutzgebiet
Veröffentlicht 15. Juli 2024

Eriwis – Ein Kleinod im Jura

  • Text und Bild: Eing.
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Für einmal führte eine Exkursion des Natur- und Vogelschutzvereins Unterkulm hinaus aus dem Wynental. Mit einem Sammeltransport fuhren ein gutes Dutzend Interessierte Richtung Bözberg, wo sich am Rande von Schinznach-Dorf die ehemalige Tongrube Eriwis befindet.

Sie zu finden, war trotz modernen Hilfsmitteln nicht so einfach. Einen Schotterweg hoch und vorbei an einem allgemeinen Fahrverbot war nötig, um zum Treffpunkt zu gelangen, wo wir von Victor Condrau herzlich empfangen wurden. Er ist Leiter der Naturwerkstatt Eriwis, die zusammen mit BirdLife Aargau im Jahr 2015 das Gelände der Tongrube von den Zürcher Ziegeleien erwerben konnte. In einem kurzen Überblick erfuhren wir, dass die mächtigen Opalinuston-Schichten von 1932 bis 1998 abgebaut wurden und man aus dem Ton Backsteine und Ziegel herstellte. Heute ist das ca. 15 ha umfassende Gebiet ein Amphibienlaichgebiet von nationaler Bedeutung. Zahlreiche Gelbbauchunken, Geburtshelferkröten und der Fadenmolch leben darin. Daneben ist es auch ein wichtiger Wildbienen- und Libellenstandort. Dank der unterschiedlichen Naturräume von Wald über Rohböden, Humusablagerungen bis zu zahlreichen Tümpeln kommen über 100 Wildbienenarten vor, darunter eine Art, die in der Schweiz als ausgestorben galt!

Nach dieser beeindruckenden Einführung waren natürlich alle gespannt, was wir auf der Exkursion entdecken würden. Victor führte uns zuerst zu einigen Tümpeln, wo wir schon erste Gelbbauchunken und Libellen erblickten. Schnell zeigte sich auch, dass gutes Schuhwerk (Victor trug Gummistiefel …) von Vorteil war. An vielen Orten hatten sich nach den Regenfällen sumpfige Stellen gebildet, weil das Wasser nicht durch den Opalinuston versickern konnte. Sehr zur Freude vieler Gelbbauchunken, die genau solche temporären Wasserstellen lieben, da ihre Fressfeinde dort nicht leben können, wenn die Pfützen später im Jahr austrocknen. Über schmale Pfade gelangten wir in höhere Gebiete. Victor erklärte uns anschaulich, dass das Gelände ständig unterhalten werden muss, damit es nicht verbuscht und später wieder zu Wald wird. So sind im Auftrag der Naturwerkstatt ständig ein halbes Dutzend Zivildienstleistende im Einsatz, um Neophyten zu bekämpfen, Rohböden zu erhalten, Wege zu unterhalten, neue Tümpel anzulegen und vieles mehr.

Auf dem aufgeschütteten Tonhügel hatten wir eine wunderbare Aussicht über das Aaretal und sahen auch, wie weitläufig das grösste Naturschutzgebiet von BirdLife Aargau ist. Auf dem Rückweg schlug das Botanikerherz höher, als wir mehrere Orchideen entdeckten. Zum Schluss zeigte uns Victor die zahlreichen Möglichkeiten, wie ein Teil der Wildbienen mit künstlichen Nisthilfen gefördert werden kann. Wir waren tief beeindruckt vom Gebiet und der unermüdlichen Arbeit von Victor und seiner Naturwerkstatt. Sehr klar wurde uns vor Augen geführt, dass es mit dem Erwerb eines Naturschutzgebietes nicht getan ist, sondern dass es nachher ständiger Pflege bedarf, wenn es seinen Wert behalten soll.

Zum Ausklang durften wir dann die Grillstelle hinter der Kurshütte in Betrieb nehmen und uns im Schatten von Bäumen und begleitet von munterem Vogelgezwitscher erholen von den zahlreichen Eindrücken dieses einmaligen Ortes. Herzlichen Dank an Victor Condrau für die spannende Führung und an Monika Schoch für die tadellose Organisation, es war ein toller Ausflug!


eriwis2Männchen der Mauereidechse, Gelbbauchunke, Vierfleck (häufige Libellenart)

 


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