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Der Geiserfriedel von Unterkulm

Aktualisiert: 09. Juni 2022

Neben einem tiefen Graben der Binshalde in der Gegend von Unterkulm stand sonst ein altes geborstenes Häuschen, das man Geisterhöhle hiess.

Dort wohne der Geiserfriederich sammt Buben und Frau, und was er da von gestohlenem Speck, Butter und Schmalz nicht unterbringen konnte, das trugen ihm seine Buben über das Neudorf hinüber und verbargen es jenseits im Brandholze. Oftmals hatte ihn der Landjäger ins Gefängnis abgeholt, und immer war er ihm auf dem Wege vor seinen Augen plötzlich verschwunden.

Endlich sandte der Lenzburger Landvogt seinen Weibel, um ihn aufs Schloss bringen zu lassen. Obwohl er sich unter die First seines Hauses anfangs versteckt und sein Weib ihn verläugnet hatte, wusste ihn der Weibel zu finden und zu binden. Allein er war mit ihm noch nicht über Liebegg hinaus nach dem Räfenthal gekommen, als ihm der Geiserfreidel auf dem Katzenhübel verschwunden war. Nun schrieb der Landvogt nach Bern, um dort dem Geiser einen Meister zu finden. Ein unbekannter Mann erschien und fragte, ob der Friedel zu Hause sei. Aber schon hatte dieser es gemerkt und sich nah beim Hause in einen Roggenacker versteckt. Dreimal rief ihn der Mann beim Namen, aber schon beim zweiten Male war der Geiser gutwillig aus dem Roggen aufgestanden und machte sich mit seinem Führer auf den Weg. Beim Katzenhübel wollte er wieder ausreissen und verschwand wie früher. Der Mann aber gieng gelassen weiter und sprach: Er wird mir nicht zu lange ausbleiben; und wirklich kam noch vor Lenzburg der Geiser nachgesprungen und marschierte mit aufs Schloss. Dort warf man ihn ins Gefängnis, und als er auch da wieder zu gefährlich wurde, hiengen sie ihn nebst seinem Buben an den Galgen.

Sein Häuschen aber wurde umgerissen und auf die Wüstung des Wannenhofes gefahren. Sie wollten eben das letzte Fuder bergauf führen, als der Geiser hinten mit droben sass. Und als der Suter-Heinrich die übrigen Bausteine unter seine Fensterfassung geschoben hatte, loderte ihm in der ersten Nacht ein grosses Feuer durchs Fenster zur Stube herein, bis er diese Steine wieder auf die alte Erde zurückgetragen hatte.

(nach Rochholz, Schweizer Sagen)


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