
So viele Vögel im Wynental
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Die Natur- und Vogelschutzvereine Zetzwil, Gontenschwil, Oberkulm und Unterkulm führten dieses Frühjahr gemeinsam einen ornithologischen Grundkurs durch. An vier Theorieabenden wurden die Grundlagen der Vogelkunde vermittelt und während gleich vieler Exkursionen konnte den Vogelstimmen zugehört und die Tiere live beobachtet werden.
Über ein Dutzend Interessierte, darunter erfreulicherweise auch zwei Kinder, trafen sich jeweils am Freitagabend zur Theorie, die von Doris Kyburz sehr abwechslungsreich und anschaulich behandelt wurde. Jeder Abend stand unter einem anderen Motto. Bei den Körpermerkmalen konnte uns Doris sehr gut zeigen, wie die Schnabelformen an die verschiedenartige Nahrung angepasst sind. Beim Vogelzug beeindruckte uns die Küstenseeschwalbe, die innerhalb eines Jahres zweimal von einer arktischen Region zur anderen fliegt und dadurch immer im Sommer lebt. Bei den Lebensräumen wurde uns bewusst, dass es vor allem Vögel schwer haben, die auf Wiesen und Äcker angewiesen sind. Feldlerche und Kiebitz finden in der Schweiz kaum noch geeignete, ungestörte Brutplätze vor. Mit vielen schönen Bildern, Präparaten und typischen Vogelstimmen wurden wir zusätzlich jedes Mal auf die folgenden Exkursionen vorbereitet, sodass die Zeit wie im Flug verging.
Gänsesäger-Weibchen. Rotkehlchen, Vogel des Jahres.
Die erste Exkursion im Februar führte uns in den Siedlungsraum in Unterkulm. Weil die Bäume noch kahl waren, fiel es uns leicht, mehr als ein Dutzend Arten von Singvögeln zu entdecken, aber auch Greifvögel wie Mäusebussard und Rotmilan waren schon aktiv. Zusätzlich konnten auch gut alte Nester in den Baumkronen erspäht werden. Die zweite Exkursion, wiederum souverän geleitet von Martina von Känel, fand im Wald statt. Leider war es bedeckt und eine kräftige Bise sorgte dafür, dass sich nur wenige Vögel zeigten. Dafür konnte uns Martina viele Spechtbäume zeigen und bei einem gefällten Exemplar konnten Mutige ihren ganzen Unterarm hineinstecken, so tief hatte der Schwarzspecht die Höhle gemacht! Für die dritte Exkursion trafen wir uns bei der Schulanlage Oberkulm. Schon auf dem Schulgelände entdeckten wir zwei Taubenarten, dazu Distelfinken, Amseln und Bachstelzen. Monika Schoch führte uns der Wyna entlang Richtung Mühle Oberkulm und überraschenderweise sahen wir eine Gruppe Gänsesäger, die einige von uns noch nie vorher gesehen hatten. Bei der Mühle nistet seit mehreren Jahren ein Turmfalkenpaar, das wir dann gut von blossem Auge beobachten konnten. Den Abschluss bildete die Exkursion auf den Steinenberg in Unterkulm. Die Familie Schoch bewohnt einen ehemaligen Bauernhof, auf dem es von Vögeln nur so wimmelt. Fast 50 Mehlschwalbennester sind unter dem Vordach aufgehängt und gut zwei Drittel waren von Rückkehrern aus Afrika auch schon besetzt. Was für ein Durcheinander aus anfliegenden Mehlschwalben, die ihr richtiges Nest finden wollten, und abfliegenden Vögeln auf der Suche nach neuem Futter! Dazu kamen Mauersegler in grosser Zahl, die Nisthilfen an der Westwand des Hofs vorfinden. Immer wieder konnten wir beobachten, wie sich die Segler mit hoher Geschwindigkeit den Nistkästen näherten und darin verschwanden. Beim Abflug lassen sie sich dann einige Meter fallen, um wieder auf Geschwindigkeit zu kommen. Zusätzlich sahen wir Blaumeisen und Trauerschnäpper brüten und fühlten uns im Vogelparadies. In der Nähe wurden vor einiger Zeit Dornenhecken gepflanzt, und es dauerte nicht lange, bis der Neuntöter sie entdeckte. Seither brütet dort jedes Jahr ein Paar dieser seltenen Art. Schön, wie sich mit relativ einfachen Mitteln ein Gebiet aufwerten lässt!
Flinker Neuntöter, aufmerksame Blaumeise.
Zurück bei Familie Schoch wurden wir mit einem feinen Apéro verwöhnt und als Schlusspunkt erhielten alle TeilnehmerInnen des Kurses ihr wohlverdientes Diplom. Im Verlaufe des Kurses konnten wir 37 verschiedene Vogelarten draussen in der Natur beobachten. Ist es nicht erstaunlich, wie vielfältig unsere Vogelwelt im Wynental ist? All diese Einsichten und Erlebnisse haben wir unseren drei Expertinnen Doris Kyburz, Martina von Känel und Monika Schoch zu verdanken. Ihnen gebührt für ihr grosses Engagement und die Freude, mit der sie uns die Vogelwelt näher brachten, ein riesiges Lob, und wir können den nächsten Grundkurs, der in zwei Jahren stattfinden wird, allen wärmstens empfehlen!
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