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Das Gebiet Bächel im April (links). Blühende Stauden an den Sandhängen.
Veröffentlicht 29. Mai 2024

Zu Gast bei Familie Zauneidechse

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Die diesjährige Frühlingsexkursion des Natur- und Vogelschutzvereins Unterkulm fand im Gebiet Bächel am Böhler statt. Vom Zentrumsplatz aus marschierte eine grosse Gruppe in Richtung des Seitentals und ein Sammeltaxi brachte den Rest zum Startpunkt.

Fredy Beck, Besitzer des Spatzhofs und Vorstandsmitglied im NVVU, begrüsste die mehr als 30 Interessierten, darunter erfreulich viele Kinder. Er gab einen Überblick über das Gebiet Bächel, welches seinen Namen vom kleinen Bächlein erhalten hat, das die steilen Hänge entwässert. Bevor die offizielle Böhlerstrasse vor 150 Jahren erbaut worden war, führte schon ein Weg von Unterkulm durch den Bächel über den Böhler und bildete die Hauptverbindung ins Ruedertal. Der Spatzhof war nach dem 2. Weltkrieg eine Hühnerfarm mit 5000 Legehennen gewesen. So konnten jeden Tag 5000 Eier nach Unterkulm geliefert werden und die Hühner brauchten pro Tag 500 kg Futter!

Nach dieser interessanten Übersicht wurden wir in drei Gruppen aufgeteilt und konnten im Turnus verschiedene Posten besuchen. Beim ersten Posten erzählte Fredy gleich weiter über den Spatzhof. Der viele Hühnermist war jeweils auf den Wiesen ausgebracht worden, wodurch das Gebiet massiv überdüngt wurde. Das sieht man heute noch daran, dass die Wiesen einen grossen Grasanteil, aber kaum Blumen aufweisen. In den letzten Jahrzehnten wurde das Gebiet allerdings nur noch extensiv bewirtschaftet, sodass sich mit der Zeit wieder eine vielfältigere Flora bilden sollte. Im Zusammenhang mit dem 100-Jahre-Jubiläum von BirdLife Schweiz ist der NVVU im Moment dabei, ein Aufwertungsprojekt für den Bächel durchzuführen. Sehr schön anzuschauen waren die zahlreich neu gepflanzten Obstbäume und auch das freigelegte Bächlein, befreit von alten Drainageleitungen und Abfall, der sich im Laufe der Zeit gesammelt hatte.

Beim zweiten Posten zeigte uns David Preiswerk die neu gestaltete Böschung bei der Zufahrt zum Hof. Von den angepflanzten Stauden blühten schon viele prächtig und boten ein wunderschönes Bild. Ein Teil des Hanges war bewusst nicht bepflanzt worden, sodass der offene Boden gut sichtbar ist. David zeigte uns, dass auch solche Stellen für Insekten äusserst wichtig sind und tatsächlich konnten wir verschiedene Fliegen und Wildbienen beobachten, die den Boden erkundeten und schon erste Nistgänge gegraben hatten. Oberhalb des Hofes sind weitere Hänge mit Stauden bepflanzt worden und auch dort wimmelte es von Leben. In den sandigen Stellen haben sich Ameisenlöwen eingenistet, aus denen später Ameisenjungfern schlüpfen werden. Anhand eines Präparates konnten wir eine Ameisenjungfer gleich selber unter die Lupe nehmen.

Am dritten Posten begrüsste uns Monika Schoch mit einem künstlichen Zauneidechsenpärchen. Dieses konnte sie vom Naturama ausleihen für den Fall, dass wir selber keine lebenden Exemplare zu Gesicht bekommen würden. Die Sorge war unbegründet! Entlang der verschiedenen Mauern fanden wir innert kurzer Zeit mehrere Männchen und Weibchen, die sich an der Sonne aufwärmten und überhaupt nicht scheu waren. An Ort und Stelle zeigte uns Monika, dass Zauneidechsen abwechslungsreiche Lebensräume mit offenen und bedeckten Flächen benötigen. Sie brauchen Krautsäume, Steine und Ritzen zur Jagd und als Unterschlupf und warmen, sandigen Untergrund für die Eiablage. Die Weibchen legen bis zu 15 Eier, aus denen anfangs Sommer kleine Eidechsen von der Länge eines Zündhölzchens schlüpfen. Die Jungen sind vom ersten Tag an auf sich selbst gestellt. Interessant ist auch, dass Zauneidechsen ihren Schwanz abwerfen können, wenn sie sich bedroht fühlen. Der abgeworfene Schwanz zuckt noch weiter und verwirrt so einen Angreifer. Später wächst der verlorene Teil wieder nach!

Nach all diesen interessanten Ausführungen meldete sich der Hunger! Bei Picknick und leckerem Kuchen vom Buffet genossen wir das schöne Wetter und das gesellige Zusammensein. Die Kinder hatten ihren Spass an den Schaukeln und am Gelände, das sich ideal zum Verstecken spielen eignete. An dieser Stelle ein grosses Dankeschön an Fredy, dass wir seinen Spatzhof erleben durften, an Monika und David für die interessanten Erläuterungen und an alle anderen, die auf irgendeine Weise mitgeholfen haben. Es war ein toller Anlass draussen in der Natur!

Nach dieser Exkursion stehen jetzt zwei Arbeitseinsätze auf dem Programm. Beim einen werden Neophyten bekämpft, beim anderen wird der Waldlehrpfad wieder auf Vordermann gebracht. Und Ende Juni wartet als nächster Höhepunkt ein Ausflug ins Naturschutzgebiet Eriwis bei Schinznach-Dorf auf Interessierte. Für weitere Informationen konsultieren Sie ganz einfach unsere Homepage www.nvvu.org.


nvvu zauneidechseSchön grün gefärbtes Zauneidechsen-Männchen

 


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