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Veröffentlicht 07. Februar 2025

Es schneielet …

Hätten Sie's gewusst?

… und beielet.

hondsverlochete(Bild: Hans auf Pixabay)

 

feusibaer

Manchmal lohnt es sich, nicht allzu fest in die Ferne zu schweifen und auch mal einen Blick ins Dorfheftli-Archiv zu werfen. Insbesondere die Schwiizerdüütsch-Artikel des 2018 leider verstorbenen Franz «Feusi» Feuerhuber bringen einen zum Schmunzeln, Nachdenken und manchmal auch herzhaft zum Lachen.

Eine weitere dieser Perlen haben wir für Sie herausgepickt:

Es schneielet und beielet

Die kalte Jahreszeit zwischen Herbst und Frühling bringt auch winterliche Wörter in unsere Umgangssprache. Winter? Ja klar, früher wintar, bedeutet ganz einfach weisse Zeit – unspektakulär und doch so treffend.

Es schneielet

Irgendwie interessant, was ist die Mehrzahl von Schnee? Ein Schnee und zwei Schnees, viele Schneen? Schnee ist ein sogenanntes Singularetantum und existiert nur in der Einzahl – es hat Schnee oder eben nicht ... kuhl. Wenn der Schnee vom Himmel fällt, dann schneit es, und wenn auf die Frage schneits d’usse? die Antwort nei, nei, es schneielet nume bekommt, dann meint man damit, dass es nur ein bisschen schneit, es birebizzeli ebe. Es wird angenommen, dass der Ursprung auf indogermanische Wurzeln zurückgeht: sneigh und später snaiwa, was das Klebrige, Pappige bedeutet. Wenn es jetzt also schneit, so bedeutet dies, das Wasser vom Himmel bleibt an den Bäumen kleben und wird am Boden ganz pappig. Nun, das macht für mich irgendwie Sinn, und endlich verstehe ich, was der Schnee auf meiner Autoscheibe macht: Er klebt sich einfach fest.

Es beielet

Es schneielt, es beielet, es goht en chüehle Wind. Wer kennt diesen Kinderreim nicht? Die Biene, unser Bei’i, ist der Ursprung. Wenn es nur wenig schneit, schneielet ebe, und der Wind die Schneeflocken wie einen Bienenschwarm durch die Lüfte tanzen lässt, ja dann beielets.

Es hudlet

Wenns bei uns hudlet, dann ist nicht gut Wetter – also draussen. Es ist kalt, es regnet und der Wind geht im wahrsten Sinne durch die Kleider hindurch. Die Kleider im Sinne von Fetzen, Lumpen oder Lappen, welche abgetragen und zerrissen sind, das sind Hudle. Und wenn man in diesen lumpigen Kleidern schlotternd und schwankend bei jeder Witterung unterwegs ist und die Haare kreuz und quer stehen, dann sieht man rächt verhudlet aus.

Giecht

Wer kennt sie nicht, die wunderschönen Winterbilder, wenn die Eiskristalle an Büschen und Bäumen glitzern und die Strassen mit der runtergefallenen Giecht überzuckert sind. Dieser Raureif an den Bäumen wird gegen Luzern und Bern hin auch als Biecht bezeichnet. Vielerorts wird auch unterschieden. So heisst der Raureif auf den Gräsern Ryyffe. Mir gefällt der Ausdruck es isch giechtig d’usse, auch wenn die Herkunft des Wortes nicht ganz klar ist. Vielleicht hat es wirklich mit der Gicht zu tun, diesem rheumatischen Plaggeist, der sich besonders bei kalter Witterung bemerkbar macht. Im Volksglauben war es üblich, dass Krankheiten durch Besprechen angezaubert werden konnten, und so bedeutet Gicht ursprünglich, besprechen, behexen.

En alti Buureregle seit: Wenn’s im Advänt vill Giecht git, so git’s im nöchschte Johr vill Obscht, und ich meinti, wenn’s im Dezämber so rechtig hudlet, so git’s im nöie Johr sicher früschi Chleider …

 

… das hani wörkli ned gwösst!

 


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