Veröffentlicht 23. Dezember 2022
Hätten Sie's gewusst?
Die spinnen, die Römer!
So zumindest würde es tönen, wenn man Asterix und Obelix nach Ihrer Befindlichkeit gegenüber den römischen Besatzern fragen könnte. Bei einer Archäologin oder einem Archäologen wäre die Wortwahl wohl eher etwas gemässigter … auch im Hinblick auf die erstaunlichen architektonischen Überbleibsel, die vielerorts noch heute und teilweise in sehr guten Zustand zu bewundern sind – Spinnerei hin oder her.
Die eine oder andere Schulreise oder Exkursion führte sicher auch unsere Leserschaft an Orte wie «Aventicum» (Avenches), «Augusta Raurica» (Kaiseraugst) oder eben «Vindonissa», das heutige Windisch.
Zur Zeit des Alpenfeldzugs im Jahr 15 v. Chr. (unter Kaiser Augustus) erbauten römische Soldaten in diesem Gebiet einen ersten Militärposten, der später unter Kaiser Tiberius zu einem Legionslager ausgebaut wurde. Schätzungen zufolge sollen in einem derartigen Lager zwischen 5000 und 6000 Legionäre untergebracht gewesen sein – anfänglich in einfachen Holz-/Lehmbauten, später dann in aus Stein erbauten und mit Ziegeln gedeckten Unterkünften.
Es liegt auf der Hand, dass für diese riesige Anzahl an Behausungen einiges an Baumaterial notwendig war. Baumaterial, das nicht einfach «um die Ecke» verfügbar war – wohl aber etwa 14 km flussaufwärts bei den reichen Tonlagerstätten im Raum des heutigen Rupperswil/Hunzenschwil. Wiederholte und teilweise umfangreiche Ausgrabungen während der letzten hundert Jahre lassen darauf schliessen, dass sich in diesem Gebiet ein tonverarbeitender Betrieb der Römer befunden haben muss.
Die teilweise mehrere hundert Meter auseinanderliegenden Fundstellen verdeutlichen die Grösse der Anlage, die sich nach dem heutigen Stand der Forschung über insgesamt 6 Hektaren (etwa 8½ Fussballfelder) ausgedehnt haben soll und somit als älteste Industrieanlage der Schweiz betrachtet werden kann.
Quellen: «Ziegel für Vindonissa», Simon Jeanloz (edoc Uni Basel), Museum Aargau > Vindonissa
… das hani wörkli ned gwösst!