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Sechsfleck-Widderchen. Gewöhnlicher Hornklee.
Veröffentlicht 07. September 2021

Blutströpfchen und Hornklee – Gift und Mitgift

  • Text und Bild: Ernst Hofmann
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Widderchen sind Schmetterlinge, die zwar in die Verwandtschaft der Nachtfalter gehören, aber echte Sonnenkinder sind. Den Namen haben ihnen ihre auffälligen Fühler eingebracht, die an Hörner erinnern. Ein anderer Name für diese Artengruppe lautet «Blutströpfchen». Dies nimmt Bezug auf die knallroten Flecken auf den Flügeln.

Das Sechsfleck-Widderchen, eine von mehreren Widderchen-Arten, zeigt auf jedem Vorderflügel sechs rötliche Punkte. Die Hinterflügel sind auffällig leuchtend rot gefärbt. In der Ruhestellung liegen die Vorderflügel aber über den Hinterflügeln, so dass man sie nicht sieht. Was soll diese knallige, weit sichtbare Erscheinung? Die auffällige Färbung soll ihre Fressfeinde warnen, denn die Widderchen verteidigen sich, indem sie in ihrem Körper giftige Blausäure anreichern. Für Fressfeinde sind die Widderchen deshalb ungeniessbar.

Die Raupen des Sechsfleck-Widderchens fressen auf verschiedenen Kleearten, wobei der Gewöhnliche Hornklee die wichtigste Futterpflanze der Raupen des Blutströpfchens ist. Sie tun dies, obwohl die Pflanze hochwirksame Giftstoffe auf Lager hat: Sie kann Blausäure freisetzen. Sobald das Gewebe der Pflanze verletzt wird, entweicht das Blausäuregas. Es kann Schnecken und Raupen erfolgreich abschrecken, so dass sie nicht gefressen werden. Doch auf die Widderchen wirkt es anziehend. Ihnen machen die Giftstoffe nichts aus – im Gegenteil: Sie nehmen den Giftstoff mit ihrer Nahrung auf und reichern ihn in ihrem Köper an. Dadurch werden die Raupen «giftig» und für Vögel, Reptilien und andere Fressfeinde ungeniessbar. Auch nach der Verpuppung und beim Ausschlüpfen der Schmetterlinge bleibt der Giftstoff erhalten. Biologen lüfteten noch ein weiteres Geheimnis der Giftstoffe: Widderchen-Weibchen verführen damit sogar die Männchen.


Die Widderchen sind zwar nicht ausschliesslich auf Hornklee als Nahrung angewiesen, es hat sich aber gezeigt, dass Widderchen, die auf Pflanzen ohne Blausäure gefressen haben, weniger fit sind, als ihre Artgenossen ohne Hornkleediät.

Die giftige Blausäure des Gewöhnlichen Hornklees und anderer Kleearten (z. B. Rot- und Weiss-Klee) sind für viele Säugetiere unschädlich. Sie sind wichtige Futterpflanzen, Stickstoff-Lieferanten für den Boden und eine vorzügliche Bienenweide. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturpflanzen sind die Kleearten (Schmetterlingsblütler) in der Lage, Luftstickstoff mit Hilfe von Bakterien (Knöllchenbakterien) aufzunehmen. Sie nutzen den reichlich vorhandenen Stickstoff zum Aufbau von Eiweissen mit dem Resultat, dass Kleearten einen besonders hohen Proteingehalt aufweisen. Ein Teil des Stickstoffs geht jedoch in den Boden und steht damit auch andern Pflanzen zur Verfügung. Die so fixierte Stickstoffmenge kann 50 bis 300 kg Stickstoff pro Hek­tare betragen und ist damit für den Futterbau verfügbar. Man spricht hier von natürlicher Düngung des Bodens, d. h. über natürliche Stoffkreisläufe entsteht fruchtbare Erde.


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