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Veröffentlicht 19. November 2021

Der Regenwurm – ein stiller Bodenverbesserer

  • Text und Bild: Ernst Hofmann
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Nach einem Regen sieht man auf Wegen oft zahlreiche Regenwürmer. Das Regenwasser hat ihre Wohnröhren überflutet und sie nach oben getrieben, sonst wären sie im Boden erstickt. Bald verschwinden sie wieder, denn Licht und Trockenheit sind für diese Tiere tödlich: An der Luft trocknen sie rasch aus und das Sonnenlicht verbrennt ihre dünne, schleimige Haut.

Oberflächlich betrachtet ist der Regenwurm ein bis 30 cm langes, beinloses Lebewesen, bei dem man auf den ersten Blick weder vorn noch hinten unterscheiden kann. Beim genaueren Hinsehen zeigen sich aber einige charakteristische Besonderheiten. Da sind die mehr als 100 Körperringe (= Segmente). In jedem Segment sind vier paarige Borsten, die die Fortbewegung unterstützen. Im vorderen Körperdrittel fällt eine hellgefärbte Verdickung auf, der Gürtel. Er spielt bei der Fortpflanzung eine grosse Rolle.

Das Körperende mit der Mundöffnung ist spitz zulaufend. Das Hinterende ist stumpf. Bei einem kriechenden Regenwurm kann man wellenförmige Bewegungen beo­bachten, die über den ganze Körper laufen. Dafür sind Längs- und Ringmuskeln verantwortlich, die abwechselnd in Aktion treten. Dank dieser Muskulatur und den Borsten, mit denen sie sich im Boden festhaken, können sich Regenwürmer gut durch den Boden graben und genauso gut vorwärts wie rückwärts kriechen. Obwohl der Regenwurm keine eigentlichen Sinnesorgane besitzt, ist er zu erstaunlichen Reizwahrnehmungen fähig: Er kann riechen, schmecken und verschiedene Temperaturbereiche unterscheiden. Augen hat der Wurm keine. Dafür besitzt er Lichtsinneszellen über die gesamte Körperoberfläche und kann so das Sonnenlicht meiden.

Regenwürmer sind Zwitter, das heisst für die Fortpflanzung bildet jeder Wurm sowohl Eizellen als auch Spermien. Regenwürmer können sich aber nicht selbst befruchten, müssen sich paaren und legen sich gegenläufig nebeneinander. Dabei tauschen sie ihre Spermien aus, die in einer Samentasche im Körperinneren gespeichert werden. Sobald die Eizellen reif sind, sondert der Gürtel einen Schleimring (= Manschette) ab, in die der Wurm ein Eipaket abgibt. Während sich das Tier aus der Manschette herauswindet, befruchten die gespeicherten Spermien die Eizellen. Die abgestreifte Manschette erhärtet an der Luft zu einer Kapsel, aus der nach einigen Wochen ein etwa 1 cm langes Würmchen schlüpft.

Regenwürmer haben viele Feinde, wie Vögel, Igel, Mäuse und viele andere Tiere. Sie sind sehr nahrhaft und haben weder Knochen noch Kalkschalen. Bleibt bei einem Wurm nach einer Fressattacke das Vorderende zurück, so vermag der Regenwurm ein neues Hinterende zu regenerieren durch Bildung von neuen Segmenten.

Regenwürmer sind überwiegend nachtaktiv. Sie ernähren sich von abgestorbenen, verfaulten Pflanzenteilen. Diese werden bei der Passage durch den Verdauungstrakt als Wurmkot meist an den Öffnungen der Ausgänge ausgeschieden. Durch das Graben wird der Boden durchmischt, gelockert und damit das Eindringen von Regenwasser erleichtert. So sorgen Regenwürmer für eine Durchlüftung des Bodens und transportieren Nährstoffe von unten nach oben. Zum anderen nehmen sie die oft sauren Stoffe des Bodens auf und neutralisieren sie durch ihre Verdauung. So verwandeln sie die Pflanzenreste in kostbaren Humus und düngen auf diese Weise den Boden.

 


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