Die Wespenspinne – Ein tödliches Liebesspiel
- Text und Bild: Ernst Hoffmann
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Die Wespenspinne, auch Zebraspinne genannt, ist eine unserer attraktivsten Spinnen. Der Hinterleib der Weibchen zeigt eine auffällige Zeichnung mit schwarzen und gelben Querstreifen, die an das Aussehen von Wespen erinnert. Ursprünglich war die Wespenspinne ausschliesslich im Mittelmeerraum verbreitet. Heute ist sie auch in Mitteleuropa heimisch. Die weiblichen Wespenspinnen erreichen je nach Verbreitungsgebiet Körperlängen von bis zu zwei Zentimetern. Die Männchen sind mit einer Maximallänge von sechs Millimetern deutlich kleiner als die Weibchen und unscheinbar braun gefärbt.
Die Wespenspinne liebt wärmebegünstigte Brachflächen, wo sie ihre Radnetze meist in Bodennähe errichtet. Wichtig ist dabei, dass der Lebensraum wenig gestört wird und dass die Vegetation langfristig stehen bleibt, denn sonst werden die Netze zu häufig zerstört. Die Spinne kann ihr Netz zwar jederzeit erneuern, wandert aber aus dem betreffenden Lebensraum ab, wenn das zu häufig nötig ist. Radnetze sind wahre Kunstwerke der Natur. Ihre technischen Eigenschaften, Festigkeit bei gleichzeitiger Elastizität, faszinieren auch Ingenieure immer wieder. Diese elastische Reissfestigkeit ist nötig, denn die Netze sollen auch grosse Insekten in ihrem Flug abfangen können, ohne zu zerreissen.
Es kommen verschiedene Fadentypen mit unterschiedlichen Eigenschaften zum Einsatz: Die Rahmenfäden sind besonders reissfest, während die Fangspirale mit Leimtropfen besetzt ist und beim Einwickeln der Beute kommen richtige Seidenbänder zum Einsatz. Wespenspinnen sind Räuber und fressen verschiedene Insekten, insbesondere Heuschrecken. Die Spinne sitzt in der Mitte des Netzes und lauert auf ihre Beute. Wenn sich eine Heuschrecke im Netz verfängt, spritzt die Spinne giftige Verdauungssäfte in die Beute, die sie zu einem breiigen Klumpen aufweichen. Der Biss einer Wespenspinne ist für Menschen völlig ungefährlich, höchstens etwas schmerzhaft.
Das Sexualverhalten von Spinnen ist recht komplex. Da sie äusserst aggressiv sind, betrachten sie alles, was zappelt und eine entsprechende Grösse hat, erst einmal als Beute. Um nicht von vornherein gefressen zu werden, haben Männchen spezielle Verhaltensrituale entwickelt, um ihre Sexualpartnerin zu beschwichtigen. Kommt es dann zur Paarung, führt das Männchen eines seiner zu Begattungsorganen umgebauten Tastorgane, die Pedipalpen, in die Geschlechtsöffnung des Weibchens ein.
Es ist ein tödliches Liebesspiel: Acht von zehn männlichen Wespenspinnen werden bei der Paarung vom weiblichen Partner verspeist. Und selbst wenn ein Männchen die Kopulation überlebt, droht nach dem zweiten Akt unweigerlich das Ende, da das Männ-chen die beiden Pedipalpen nur jeweils einmal benutzen kann. Wenn des Männchen dann zur Nahrung wird, liefert es dem Weibchen zusätzliche Ressourcen für den Nachwuchs.
Ab Mitte August verlassen die Weibchen ihr Netz und umspinnen, zumeist nur wenige Dezimeter entfernt, in der dichteren Vegetation ein Gelege von etwa 300 Eiern mit einer festen Hülle, dem Kokon. Diese sehen kugelförmig und unauffällig hellbeige aus. Die Weibchen können mehrere Kokons produzieren, welche sie dann in der Vegetation rund um das Netz aufhängt und einige Zeit bewacht. Später wird der gut geschützte und getarnte Kokon sich selbst überlassen. Die Jungspinnen schlüpfen erst im nächsten Früh-jahr, wenn das Muttertier schon lange gestorben ist.
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