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Veröffentlicht 08. Dezember 2021

Der Belegarzt

  • Bild: Karolina Grabowska auf Pexels
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Als Belegarzt behandelt man den Patienten von der ersten Konsultation ab, begleitet ihn während der gesamten Therapie bis zum hoffentlich erfolgreichen Behandlungsabschluss. Der Patient / die Patientin hat einen Ansprechpartner, auch gegebenenfalls während eines stationären Aufenthaltes im Spital. Der Belegarzt visitiert seine Patienten täglich und ist für die Assistenzärzte, welche den Patienten im Spital mitbetreuen, jederzeit erreichbar. Es gibt somit keinen Informationsverlust an den Schnittstellen in einem Spitalbetrieb, die sonst nicht selten sind.

Der Belegarzt oder die Belegärztin wechselt auch nicht alle paar Jahre die Stelle, sondern ist meist selbständig und dadurch dauerhaft mit seinen / ihren Patienten verbunden.

Dieses System, das es vor 16 Jahren in Deutschland noch nicht gab, war der entscheidende Grund, warum ich mich entschied, in der Schweiz zu arbeiten. Als angestellter Chefarzt oder Oberarzt in Deutschland durfte man die Patienten damals zwar operieren, aber weder nachbetreuen noch eine nicht operative Therapie kontrollieren. Dafür waren die selbständigen Orthopäden oder Chirurgen zuständig, welche wiederum nicht oder kaum operieren durften. Dies widerspricht dem ärztlichen und vor allem dem chirurgischen Selbstverständnis komplett, den Patienten von der ersten Konsultation bis zum Abschluss des gesundheitlichen Problems zu begleiten. Man konnte seine Behandlungsergebnisse nicht kontrollieren, von daher fiel auch eine gewisse Erfolgskontrolle weg.

Inzwischen gibt es diese Möglichkeiten in Deutschland glücklicherweise. In der Schweiz ist man jedoch daran, ein bewährtes System der Patientenversorgung zunehmend zu torpedieren und Dinge vom Ausland zu übernehmen, welche ihre negativen Folgen schon seit mehreren Jahren bewiesen haben.

Das Gesundheitssystem wurde in den vergangenen 25 Jahren in Deutschland «kaputtgespart», die Folgen sieht man jetzt in der Coronakrise umso deutlicher. Warum man dieses kaputte System als Vorbild für die Schweiz nimmt, bleibt ein Geheimnis der politischen Entscheidungsträger.

Viele Dinge sind im Gesundheitswesen zu teuer. Es besteht vielerorts, vor allem wo sich Privatversicherte behandeln lassen, ein Überangebot an Ärzten, eine dadurch bedingte Überdiagnostik und als Ergebnis eine Übertherapie. Andererseits findet man in vielen Regionen kaum noch einen Hausarzt oder eine Hausärztin.

Es gäbe genug Dinge im Gesundheitswesen anzupacken und zu korrigieren.

Dr. Michael Kettenring

Quelle: Dr. med. Michael Kettenring ist Belegarzt am Asana Spital Menziken AG

 


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