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Veröffentlicht 01. März 2012

Der krumme grosse Zeh

  • Bild: El Caminante auf Pixabay
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Der sogenannte Hallux valgus, also der auswärtsgeneigte Grosszeh ist wohl eines der häufigsten Krankheitsbilder, mit denen sich Patienten in orthopädische oder chirurgische Behandlung begeben.

Als Hauptursache wird heutzutage das Tragen von Schuhwerk angesehen. Untersuchungen zeigten, dass ca. ein Drittel der schuhetragenden Menschheit an einem mehr oder weniger ausgeprägten Hallux valgus leiden, aber nur 1% der Menschen, welche sich z.B. in den Savannen Afrikas ohne Schuhe fortbewegen. Es kommt durch falsches Schuhwerk zur Bildung eines Senkspreizfusses, der die Aussenneigung des Grosszehs durch eine Veränderung des Sehnenzuges verstärkt.

Eine weitere Ursache stellt die Vererbung dar. Meist hatten eben schon die Eltern Probleme mit einem Hallux valgus. Neben der störenden Kosmetik beklagen die Betroffenen häufig Schmerzen im Bereich des innenseitigen, prominenten Grosszehengrundgelenkes sowie über eine krallenartige Veränderung der sonstigen Zehen. Im weiteren Verlauf kann sich eine Arthrose im Grosszehengrundgelenk ausbilden, welche dann meist noch schmerzhafter ist. Die Therapie besteht im Anfangsstadium in der Anpassung von orthopädischen Schuheinlagen, um die ursprüngliche Fussstatik wieder herzustellen. Gleichzeitig kann durch eine physiotherapeutische Beübung der Fussmuskulatur die Krankheit zumindest verzögert werden. Im fortgeschrittenen Stadium bleibt nur die operative Therapie. Beschrieben sind bisher über 200 Operationsmethoden, wenn man die üblichen Varianten mit einbezieht. Je nach Stadium kommen hier verschiedene Verfahren in Betracht. Hierbei unterscheidet man grundsätzlich Eingriffe am Knochen, um die Grosszeh zu begradigen und begleitende Weichteileingriffe, um den Sehnen und Muskelzug am Grosszeh zu reduzieren.

Welches Verfahren bei welchem Patienten angewandt wird, bespricht der Arzt abhängig von Stadium der Erkrankung, Alter und Aktivitätsniveau des Patienten, Knochenqualität, Bandstabilität und zusätzlicher Vorfussdeformitäten (z.B. Krallenzeh)ausführlich. Bei den gängigen, d.h. am meisten durchgeführten Methoden wird an unterschiedlichen Stellen des 1.Mittelfussknochens eine Knochendurchtrennung durchgeführt und danach mit Schrauben, Platten oder Spangen der Knochen so korrigiert, dass der Grosszeh begradigt wird. In der gleichen Operation werden Gelenkkapsel, Sehnen und Bänder korrigiert.

Die Nachbehandlung besteht aufgrund des chirurgisch herbeigeführten Knochenbruchs meist in einer mehrwöchigen Teilbelastung in einem Spezialschuh. Lymphdrainage und andere Massnahmen sollen zu einer schnellen Reduzierung der Schwellung führen, letztendlich wird sich jedoch ein Normalzustand erst nach Monaten einstellen. Eine Hallux-Operation ist deshalb nichts, was man so im «vorbeigehen» durchführen lässt, sondern bedarf einer entsprechenden Nachbehandlung, auch einer entsprechenden Planung nicht nur von Seiten des Chirurgen, sondern bezüglich der Arbeitsunfähigkeit auch von Seiten des Patienten.

 

Dr. med. Michael Kettenring


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