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Veröffentlicht 18. September 2012

Der verstauchte Knöchel

  • Bild: Otto Norin auf Unsplash
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Das Umknicken im Knöchelbereich ist wohl die häufigste Sportverletzung überhaupt. Aber auch beim normalen Gehen oder Treppenlaufen kann man sich das Sprunggelenk verdrehen.

Meist bildet sich nach dem starken Schmerz recht schnell eine Schwellung aus. Diese entspricht einem Bluterguss, der sich aufgrund des Anreissens oder Zerreissens der das Sprunggelenk umgebenden Bandstrukturen einstellt.

Meist lässt sich ein Umknicken nach aussen feststellen, hier sind die Aussenbänder gefährdet. Bei einem Umknicken nach innen kommt es hingegen häufiger zu einem knöchernen Schaden, also zu einem Bruch des Knöchels.

Der Mensch besitzt 3 Aussenbänder: ein vorderes, ein unteres und ein hinteres. Diese reissen auch in dieser Reihenfolge, d.h. das vordere zuerst, das hintere zuletzt. Nach Ausschluss eines Knochenbruchs durch eine Röntgenaufnahme erfolgt in den allermeisten Fällen eine Akutbehandlung nach dem PECH-Schema:

P = PAUSE: Schonung durch kurzfristige Entlastung
E = EIS: Kühlung
C = COMPRESSION: Kompressionsbehandlung zur Reduzierung der Schwellung
H = HOCHLAGERUNG

Direkt nach dem Umknicken lässt sich häufig durch die Untersuchung keine abschliessende Diagnose über die verbliebene Stabilität stellen, da das Sprunggelenk zu geschwollen und zu schmerzhaft ist. Deshalb empfiehlt sich eine nochmalige Untersuchung der Stabilität durch den Hausarzt nach ca. 5 bis 6 Tagen. Sollte dieser dann der Meinung sein, dass weiterführende Diagnosemittel wie z.B. eine Kernspintomografie notwendig sind, kann er diese veranlassen.

In den allermeisten Fällen ist dies jedoch nicht notwendig, eine reine Bandverletzung lässt sich durch eine gute Untersuchung nachweisen, eine Bandagen- oder Schienenbehandlung für 4 bis 6 Wochen schliesst sich an. Es soll durch die Schienenbehandlung sichergestellt werden, dass die Bänder während der Heilungsphase durch ein erneutes Umknicken nicht wieder zerreissen. Unterstützend kann ein physiotherapeutisches Stabilisierungstraining rezeptiert werden, ist jedoch nicht immer erforderlich.

Nur in Ausnahmefällen ist eine operative Stabilisierung notwendig. So bei knöchernen Bandausrissen oder in den seltenen Fällen einer Verletzung aller 3 Bänder am Aussenknöchel mit daraus folgender ausgeprägter Instabilität. Kann jedoch durch eine nicht operative Behandlung letztendlich keine ausreichende Stabilität erreicht werden, kommt hier ebenfalls die operative Stabilisierung in Frage. Hierbei wird ortsständiges Weichteil«material» wie Narbengewebe oder Knochenhaut dazu verwendet, die Bandstrukturen zu stärken. In seltenen Fällen wird auch eine dort lokalisierte Sehne entnommen und als Ersatz herangezogen.

 

Dr. Michael Kettenring


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