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Veröffentlicht 03. August 2022

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen

  • Text: Eing.
  • Bild: geralt auf Pixabay
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In einem Land, in dem 93 % der Haushalte am Internet angeschlossen sind und in denen sowohl die Bevölkerung als auch die Mitarbeiter im Gesundheitswesen gegenüber der Digitalisierung grösstenteils positiv eingestellt sind, bestehen eigentlich gute Voraussetzungen, den Sprung ins digitale Zeitalter auch im Gesundheitsbereich zu schaffen. Aber es hakt leider noch mächtig, was aber auch völlig normal ist.

Digitalisierung wird in Zukunft die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten deutlich verbessern können. Hierzu müssen alle Beteiligten, also sowohl der Bund (leider ist noch zu vieles kantonal geregelt), die medizinischen Fachgesellschaften und die IT-Entwickler an einem Strang ziehen und zusammenarbeiten.

In der Administration liesse sich eigentlich eine Menge Zeit sparen. In einem elektronischen Patientendossier ebenso. Die Frage ist aber: Wer generiert die Daten, für wen sind sie zugänglich und wer kann damit etwas angefangen? Ein Hausarzt generiert ganz andere Daten, mit denen ich unter Umständen als Schulter- und Kniespezialist gar nichts anstellen kann. Also muss jeder Spezialist, sei es der Neurologe, der Hautarzt oder der orthopädische Chirurg nochmals seine Daten generieren, was immens viel Zeit in Anspruch nimmt. Ich persönlich wie auch mein Praxispartner arbeiten seit Jahren mit einem digitalen Spracherkennungssystem, was die Aufgabe einfacher, aber noch nicht für uns optimal macht.

Ein anderes Beispiel, und diese Aufzählung liesse sich beliebig verlängern: Wir als Spezialisten sind sehr abhängig von Röntgenbildern und MRI-Aufnahmen. Wir haben jeweils einen Account bei den vielen Praxen oder Kliniken, zu denen wir die Patientinnen und Patienten schicken, um diese Aufnahmen anfertigen zu lassen. Hat jedoch der Hausarzt die Untersuchung dort schon angemeldet, kommen wir nicht mehr ohne zusätzlichen, deutlichen Aufwand (Anrufe, E-Mail) an diese Aufnahmen aus Datenschutzgründen heran. Noch aufwändiger wird es im Operationssaal. Ich selbst operiere keinen Patienten, bei dem ich nicht während der Operation auf die angefertigten Bilder Zugriff habe, das heisst, diese müssen auf einem grossen Bildschirm im OP aufgeschaltet und jederzeit verfügbar sein, um bestimmte Schnittebenen – bei mir vor allem von Knie oder Schulter – während der Operation nochmals anzuschauen. Diese bekomme ich aber nur über meinen oben genannten Account. Die Firewall des Patienten-Informationssystems des Spitals verhindert jedoch häufig, dass diese aufgeschaltet werden können.

Wir lösen dieses Problem von Fall zu Fall immer, aber es verdeutlicht wie viel mehr Arbeit ab und zu generiert wird.

Es ist an allen Beteiligten, diese Probleme zu lösen. Dann, davon bin ich fest überzeugt, wird uns allen, aber vor allem den Patientinnen und Patienten, die Digitalisierung etwas bringen.


Dr. med. Michael Kettenring

 


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