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Veröffentlicht 03. Dezember 2013

Die Weiterbildung des ärztlichen Nachwuchses

  • Bild: David Mark auf Pixabay
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Vorab eine kleine Anekdote, welche jedoch nachweislich wahr ist: Ein Assistenzarztanwärter bewirbt sich auf eine Stelle in einem Spital. Er wird vom Chefarzt einen Tag später angerufen. Ohne ein weiteres Vorstellungsgespräch erhält er die Stellenzusage. Auf seine Frage hin, warum er die Stelle ohne ein weiteres persönliches Gespräch bekäme, antwortet der Chefarzt: «Ich verstehe Sie ... sprachlich».

Viele werden es schon festgestellt oder zumindest gelesen haben: Die Schweiz hat Probleme mit dem ärztlichen Nachwuchs. In den Spitälern wird immer mehr hochdeutsch, teilweise mit osteuropäischem Akzent, gesprochen – wenn überhaupt noch eine Landessprache gesprochen wird.

Die Gründe:

  1. Die Schweiz bildet seit vielen Jahren deutlich unter dem Bedarf aus und verlässt sich auf die Attraktivität des Landes und den Zuzug von nicht nur ärztlichem medizinischen Personal.
  2. Durch nicht dem Arbeitszeitgesetz entsprechende Dienstpläne und Überstunden ist es vor allem für die jungen Kolleginnen (60 % der Studienabgänger sind Frauen) immer schwerer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
  3. Die Überfrachtung des Berufes mit administrativen Tätigkeiten aufgrund von gesetzlichen Vorschriften nimmt rasant zu. Diese Zeit muss am Abend nachgearbeitet werden, um die Patienten adäquat versorgt zu wissen.
  4. Die Verbesserung der Vergütung in Deutschland. Somit ist die Schweiz für deutsche Ärzte weniger attraktiv.
  5. Die Vergabe von auf ein oder zwei Jahre befristeten Verträgen von Seiten der Spitäler. Somit kann ein junger Kollege oder eine junge Kollegin kaum planen.

Ich könnte noch einige Gründe mehr nennen. All die Gründe sind der Politik auch ausreichend bekannt, es wird jedoch nichts oder zu wenig dagegen unternommen. Lange Jahre sprach man von einer Ärzteschwemme, seit über 10 Jahren ist jedoch bekannt, dass gerade das Gegenteil der Fall ist.

Umso erforderlicher ist es, von Seiten der Spitäler dem entgegenzusteuern. Wir müssen versuchen, unsere ärztliche Ausbildung wieder attraktiver zu machen. Regelmässige Teambesprechungen, Weiterbildungen, gemeinsame Visiten und Operationen reichen nicht aus. Wir müssen auch ein bisschen begeistern. Wie beim Fussball muss die Begeisterung vom Spielfeld, also von den medizinischen Akteuren, kommen.

Es gibt immer noch genügend junge Menschen, die den Beruf des Arztes anstreben. Die man jedoch nicht lässt, weil immer noch von der Politik auf den Zuzug von Ausländern gesetzt wird.

Der Bundes- oder Regierungsrat wird nämlich, sollte er einmal krank sein, vom Schweizer Chefarzt und nicht vom deutsch radebrechenden Ostafrikaner behandelt.

 

Dr. Michael Kettenring


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