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Veröffentlicht 06. April 2017

Meniskus nähen?

  • Bild: Maksim Goncharenok auf Pexels
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Der Meniskus ist eine knorpelige Scheibe, die sich zwischen Ober- und Unterschenkel im Knie befindet. Er ist sozusagen der «Stossdämpfer« des Gelenkes. Im Aussenbereich, wo er an der Gelenkkapsel festgewachsen ist, wird er noch etwas durchblutet (rote Zone). Es folgt eine mittlere Zone (rot-weiss), in der noch etwas Blut ankommt, gefolgt von der weissen Zone, die komplett über die Gelenkflüssigkeit ernährt wird.

Leider können nur Risse in der roten oder rot-weissen Zone genäht werden, weil nur dort eine Heilung stattfinden kann. Dies betrifft vor allem Meniskusrisse bei jungen und mittelalten Patienten, die sich beim Verdrehen des Kniegelenks die Läsion zuziehen. Verschleissrisse befinden sich meistens am Innenrand des Meniskus, also in der weissen Zone, die für eine Heilung nicht zugänglich ist.

Kann der Meniskus genäht werden, stehen heute einige sehr gute Methoden zu Verfügung. Hier vorstellen möchte ich die All-inside-Technik, bei der der Meniskus durch ein kleines Ankersystem wieder an der Kapsel fixiert wird. Nach Aufrauhen der Rissränder zwecks besserer Durchblutung wird der Meniskus mit einer kleinen Nadelpistole durchstochen.

Mit der Nadel werden in zwei Schritten zwei kleine Kunststoffanker hinter die Kapsel «geschossen», die mit einem Faden verbunden sind. Zieht man im Anschluss von der Gelenkseite den Faden an, spannt sich der Faden und der Riss wird komprimiert.

Da Meniskusrisse meistens im hinteren Anteil des Kniegelenkes sind und dort keine Durchstichsysteme, bei denen man von innen komplett nach aussen sticht oder umgekehrt von aussen nach innen, benutzt werden können aufgrund möglicher Nerven- oder Gefässverletzungen, ist man bei der Naht sehr stark auf funktionierende All-inside-Nahttechniken angewiesen. Dies lassen sich die entsprechenden Firmen fürstlich bezahlen. Ein «Schuss» mit der Nahtpistole sozusagen mehrere hundert Franken. Für eine suffiziente Naht braucht man häufig mehrere dieser Ankersysteme, um ein Verschluss des Risses zu bewerkstelligen.

Da der Meniskus wie alle schlecht durchbluteten Gewebe mehrere Wochen Zeit braucht, um zu heilen, darf der Patient 6 Wochen nur mit 20 kg belasten. Während dieser Zeit erfolgt Physiotherapie sowie ein Heimprogramm, welches täglich durchgeführt werden muss. Limitierung der Beugung auf 90 Grad. Anschliessend wird die Belastung des Beines über 4 Wochen gesteigert, ab der 8. Woche darf auf dem Fahrradergometer trainiert werden. Eine komplette Rückkehr zu einem kniebelastenden Sport (z. B. Fussball, Unihockey, Ski) ist meist erst nach einem halben Jahr möglich.

 

Dr. med. Michael Kettenring
Facharzt FMH für Chirurgie und Unfallchirurgie


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