Skip to main content
Veröffentlicht 27. November 2017

Totalendoprothese oder Teilprothese am Knie

  • Bild: Andersonvr auf Pixabay
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Das Kniegelenk ist das grösste Gelenk des Menschen. Es besteht aus 3 Hauptanteilen, Kompartimente genannt. Ein Kompartiment zwischen dem Ober- und Unterschenkel innen, das Kompartiment zwischen beiden Knochen aussen und dasjenige zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen.

Von einer Arthrose, also von einem zunehmenden Knorpelverlust mit sich daraus ergebender Entzündung und Schmerzen im Kniegelenk, sind nicht immer alle 3 Kompartimente gleichhäufig und in gleichem Ausmass betroffen. Nicht selten ist nur der innere Anteil zwischen Ober- und Unterschenkelknochen betroffen, die anderen 2 Kompartimente womöglich gar nicht oder nur sehr diskret. In diesen Fällen macht es Sinn über einen Teilersatz des Kniegelenkes nachzudenken.

Teilgelenke haben den Vorteil, dass man die Kniemechanik, welche man mit einer Vollprothese ändert, indem man das vordere Kreuzband entfernen muss (alle sonstigen Bänder verbleiben auch bei der Vollprothese), beibehalten kann. Die sogenannte Roll-Gleitbewegung des natürlichen Kniegelenkes bleibt dank dem Erhalt des vorderen Kreuzbandes intakt. Andersherum darf man einen Teilgelenkersatz auch nur bei funktionierendem vorderen Kreuzband einbringen.

Teilgelenke bieten sich unter genannten Voraussetzungen vor allem für jüngere Patienten mit noch hohem Aktivitätsniveau an. Die Haltbarkeit ist etwa 10 bis 15 Jahre, also wahrscheinlich etwas kürzer, wie die einer Vollprothese, aber der Wechsel von einer Teilprothese auf eine Vollprothese ist meist kein Problem - ganz im Gegensatz zu einem Wechsel einer «grossen» Endoprothese.

Die Operation jedoch ist keinesfalls einfacher oder gar komplikationsloser, eher im Gegenteil. Das exakte Ausmass der Gelenkflächenentfernung und das Einstellen der richtigen Bandspannung sind schwieriger als bei einem totalen Gelenkflächenersatz.

Wenn jedoch alles funktioniert – von der richtigen Auswahl des Patienten bis zur optimalen Operation – ist die Patientenzufriedenheit und das Aktivitätsniveau im Durchschnitt höher.

Wie vieles in der Chirurgie und Orthopädie ist die Entscheidung für oder gegen eine Teilprothese immer eine individuelle Entscheidung und muss von Patient und Chirurg zusammen getroffen werden.


Dr. med. Michael Kettenring


Beitrag teilen: