Da ist der Wurm drin
- Text: Eing.
- Bild: CDC's Division of Parasitic Diseases (DPD) (Public Domain)
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Eigentlich ein sehr alltägliches Thema in der Tierarztpraxis: Die Würmer, über welche ich heute berichten möchte. Wir möchten sie nicht in unseren Tieren drin und wir grausen uns gar vor ihnen. Trotzdem kann ein Bild von ihnen (siehe Bild des Gurkenkernbandwurms) auch wie Schmuck aussehen.
Und es ist faszinierend zu erkennen, wie ausgeklügelt die Entwicklungsprozesse dieser Parasiten doch sind. Nehmen wir mal den häufigen Bandwurm Taenia taeniaeformis bei der Katze als Beispiel: In einem Bandwurmglied, also dem hintersten Teil des im Dünndarm lebenden Wurmes, welches abgelöst und über den Kot ausgeschieden wird, finden sich zehntausende Wurmeier. Kotet die Katze draussen oder fällt das Bandwurmglied (reiskorngross) von der Afterumgebung runter, werden diese Eier freigesetzt und durch Niederschlag in den Boden gespült, wo sie von Mäusen aufgenommen werden. Die sich in den Mäusen entwickelnden Larven wandern durch die Darmwand des Nagers und bilden Zysten in verschiedenen Organen. Frisst nun eine Katze diese Maus, steckt sie sich wieder mit dem Bandwurm an und der Zyklus ist geschlossen.
Solche Entwicklungszyklen kennt man bei vielen verschiedenen Wurmarten: So hat der Gurkenkernbandwurm von Hund und Katze als Zwischenwirt den Floh. Beim Lungenwurm ist es noch etwas komplizierter: Hund oder Katze stecken sich über gefressene Schnecken oder über andere Tiere wie Mäuse, welche zuvor die Schnecken gefressen haben, mit den Larven an. Diese durchdringen den Darm und gelangen über die Blutbahn in die Lunge, wo sie sich zu erwachsenen Würmern entwickeln und Eier ablegen. Die Eier und erste Larvenstadien werden ausgehustet und wieder heruntergeschluckt, passieren den Darm erneut und werden mit dem Kot ausgeschieden. Die Schnecke nimmt die Larven dann auf und das Ganze beginnt von vorn.
Wenn ich in der Praxis aber mal sage «Da ist doch der Wurm drin!», dann hat das häufiger mit einem Computer- oder Anwenderproblem zu tun als mit den Tieren. Denn diese entwurmen wir ja regelmässig alle 3 bis 6 Monate. Die Bedeutung der Redewendung «Da ist der Wurm drin» wurde laut Internet-Recherche über die Jahre angepasst. Ursprünglich war der Wurm im Apfel oder der Holzwurm im Gebälk gemeint, welcher Schaden anrichtete. Heute verwenden wir den Begriff, wenn etwas einfach mehrmals nicht funktioniert, so wie wir es gerne möchten. Das kennen Sie sicher. Leider muss ich Ihnen aber sagen, dass dabei eine Wurmtablette nicht hilft – obwohl ich es eigentlich noch gar nie ausprobiert habe.
Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG
6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch
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