Diabetes mellitus bei der Katze (Fortsetzung)
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Die erste Blutzuckerkurve, welche uns von den Besitzern übermittelt wurde, war ungewöhnlich: Von einem hohen Wert am Morgen sackte der Blutzuckerspiegel nach der Insulininjektion schnell auf sehr tiefe Werte ab (am Mittag nahe einer Unterzuckerung/Hypoglykämie), um dann ebenso schnell bis am Abend wieder auf den Ausgangswert anzusteigen.
Häufiger beobachten wir bei der Behandlung des Diabetes mellitus sonst eigentlich zuerst nur einen geringen Blutzuckerabfall, was uns jeweils veranlasst, die Insulindosis Schritt für Schritt zu erhöhen bis wir erst nach mehreren Wochen einen akzeptablen Blutzuckerspiegel und Tagesverlauf erzielen. In diesem Fall aber waren der Abfall und Anstieg schon bei kleiner Insulindosis sehr steil, was für das Tier Stress bedeutet. Bevor wir zu einem anderen Insulinpräparat griffen, versuchten wir es mit einer Reduktion der Insulinmenge, was dann auch zu einer besseren, d. h. flacheren Blutzucker-Tageskurve führte. Der Katze geht es auch besser, obwohl sie zu Hause nicht ganz so brav hinhält für die Insulininjektion und die Blutzuckermessung. Diese gelingen ihren Besitzern aber mit gutem Teamwork und genügend Geduld. Chapeau!
Aber wieso entsteht eigentlich Diabetes bei der Katze? Katzen leiden meistens am Typ-2-Diabetes, bei welchem die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse weniger Insulin produzieren und/oder die Zielzellen im Gewebe nicht mehr auf das Insulin reagieren (Insulinresistenz). Dadurch kann der Zucker (die Glucose) nicht in die Zellen transportiert werden und erhöht sich im Blut. Die Behandlung besteht in der zweimal täglichen Injektion von Insulin und Diätmassnahmen. Häufiger betroffen sind übergewichtige, etwas ältere Katzen und gewisse Medikamente können die Entstehung von Diabetes mellitus provozieren.
Wichtig beim Management ist die Fütterung: Das Tier sollte immer das gleiche Diätfutter in derselben Menge und zur selben Zeit erhalten. Man sollte auch erst nach der Fütterung Insulin spritzen, um keine Unterzuckerung zu provozieren, falls die Katze mal nicht fressen würde. Etwas Traubenzucker oder Honig muss bereit stehen für eine allfällige hypoglykämische Krise. Das Ziel der Therapie ist es, der Katze eine gute Lebensqualität mit möglichst wenig Symptomen zu bieten sowie einen stabilen Glucosespiegel zu erhalten, welcher besser ein wenig zu hoch als zu tief eingestellt sein sollte. Ab und zu sehen wir im Verlauf sogar, dass die Zellen mit der Zeit und unter der Therapie besser auf das Insulin reagieren und die Insulindosis, welche in «Einheiten» gemessen wird, reduziert werden kann – womöglich soweit, dass die Therapie sogar beendet wird und die Katze als «geheilt» bezeichnet werden kann.
Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch
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