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Veröffentlicht 04. Dezember 2024

«Häufiges kommt häufig vor …»

  • Bild: Gundula Vogel auf Pixabay
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«… merken Sie sich das.» Dies waren die ersten Worte unseres Kardiologieprofessors an seiner Antritts-Vorlesung vor etlichen Jahren, als wir noch die Studienbank drückten. Obwohl es sehr lange her ist, habe ich den Satz nicht vergessen. Vielleicht, weil er so banal ist, oder weil ich ihn eben damals nicht verstanden habe? «Klar kommt häufiges häufig vor, was soll das?» Was der Professor aber meinte, war, dass wir uns in unserer zukünftigen Tätigkeit bewusst sein sollten, dass wir an der Uni wahnsinnig viel über Krankheiten lernen würden, davon vieles aber sehr selten zu sehen bekommen würden. Und für die häufigen Erkrankungen braucht es oft an Stelle von Röntgen, Blutlabor und Ultraschall nur eine gute Beobachtungsgabe, eine klinische Untersuchung mit Fieber messen, sowie etwas Erfahrung.

So ist es eben häufig der Fall, dass die junge, zuvor absolut gesunde Katze, die den ganzen Tag am gleichen Platz liegen bleibt, nicht mehr fressen will und beim Anfassen faucht, nur Fieber, Glieder- und vielleicht Kopfschmerzen hat, wie wir es von einer Grippe her kennen. Oder geht eine Katze ans Futter, riecht daran, frisst dann aber nicht, so könnte sie nur eine Halsentzündung und Halsschmerzen haben, was auch sehr häufig vorkommt. Und belastet die Katze nach dem Ausgang eine Vorderpfote nicht mehr richtig, so ist sie wohl meistens gebissen worden. So einfach wie das nun tönt, ist es dann aber doch nicht immer. Und man muss sich mit «Vorurteilen» vorsehen und die im Terminkalender von der Tiermedizinischen Praxisassistentin eingetragene Verdachtsdiagnose immer auch hinterfragen.

Die Routine birgt die Gefahr, etwas zu übersehen und wir müssen jeden Fall ganz unvoreingenommen angehen, um nichts zu verpassen. Dabei helfen uns auch immer die Beobachtungen, welche Sie als Tierbesitzer/-in zu Hause gemacht haben. Denn leider ist es nicht möglich, dass uns die Tiere direkt erzählen, wie sie sich fühlen und wo es sie schmerzt. Noch besser ist es das, ungewöhnliche Verhalten zu filmen, denn in der ungewohnten, etwas angsteinflössenden Umgebung der Tierarztpraxis zeigen sie die Symptome dann eben nicht mehr, was uns ratlos dastehen lässt … und auch das kommt häufig vor.

Autor: Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch

 

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