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Veröffentlicht 22. August 2018

«Happy Frido»

Auf der Strasse im benachbarten Seetal sehen die drei jungen Leute beim Vorbeifahren ein schwarzes Kätzchen davon humpeln. Ihr Gewissen verbietet es Ihnen, einfach weiterzufahren und sie können den kleinen schwarzen Kater gut in die Hand nehmen. Per Notfalldienstorganisation (die benachbarten Praxen leisten füreinander abwechslungsweise Notfalldienst) rufen sie bei uns an und bringen das herzige, 600 Gramm leichte Katerli in die Praxis.

Das linke Vorderbein ist gelähmt und hängt schlaff am Körper. Ausser Zeckenbefall sieht der Kleine gesund aus und auch der Leukosetest ist o.k. Das Bein scheint nicht gebrochen, trotzdem machen wir ein Röntgenbild, um uns abzusichern. Für die Lähmung ist vermutlich ein Abriss der Nervenwurzel, welche das gesamte Bein versorgt, verantwortlich (Abriss des Plexus brachialis). Dies geschieht bei Unfällen, wenn das Vorderbein vom Körper gegen aussen gerissen wird. Die Zecke am Schwanz schmerzt mehr als das Bein und nach Zeckenentfernung wird der Kleine vorerst mal mit Entzündungshemmern und Vitaminen versorgt.

Da wir nicht wissen, worher das Katerli stammt, ob er überhaupt ein zu Hause bei Menschen hat, telefonieren wir mit der Tierärztin aus der Ortschaft, wo er gefunden wurde und tragen ihn auf der offiziellen Homepage für gefundene oder vermisste Tiere ein (www.stmz.ch). Eine kleine Chance besteht, dass die Nervenverletzung heilen könnte, und wir finden im Tierheim einen Platz, wo für «Fridolin» (so wird er im Tierheim getauft) gesorgt wird. Fridolin entwickelt sich prächtig und gewöhnt sich immer mehr an die gelähmte Gliedmasse. Er klettert und springt umher und hat einen gesunden Appetit. Als sich trotz Behandlung aber beim Bein kein Fortschritt zeigt und sich kein Besitzer meldet, planen wir gemeinsam mit dem Tierheim, einen neue/-n Besitzer/-in zu finden, welche/-r mit Fridolins Handicap leben kann, und wenn diese/-r gefunden ist, das gelähmte Bein von einem Chirurgen amputieren zu lassen. Im Allgemeinen sind wir sonst eher zurückhaltend mit Amputationen der Vordergliedmasse, weil auf den Vorderbeinen 2/3 des Gewichtes lasten. In diesem Fall aber sind wir zuversichtlich, dass der Kater mit diesem Handicap eine gute Lebensqualität haben wird, weil er leicht ist, mit der Behinderung aufwachsen und es als normal erleben wird. Das hängende Bein wäre nur im Weg und würde das verbleibende Bein mit mehr Gewicht belasten, weshalb eine Amputation von Vorteil ist.

Letzte Woche haben wir nun «Happy Frido» die Fäden gezogen und er ist in seinem neuen Zuhause eingezogen, wo er auch mit drei Beinen 100% Katze sein darf.


Autor: Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Küng, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch


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