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Veröffentlicht 02. Februar 2018

Kaiserschnitt bei Hündin oder Kätzin

  • Text und Bild: zvg

Leider verläuft nicht jede Geburt reibungslos. Bedingt durch Funktionsstörungen seitens der Mutter oder der Welpen, können Störungen auftreten, die schnelles Handeln erfordern.

Die Wahl der tierärztlichen Massnahmen richtet sich nach dem Zustand des Muttertieres. Zuerst wird der Tierarzt versuchen, manuelle Geburtshilfe zu leisten. Wenn aber eine schnelle Lösung durch manuelle Hilfe nicht zu erreichen ist und der Allgemeinzustand des Muttertieres schlecht ist, muss ein Kaiserschnitt durchgeführt werden. Der Kaiserschnitt kann für die Mutter und deren Welpen lebensrettend sein.

Gründe für einen Kaiserschnitt können sehr vielfältig sein. So zum Beispiel, wenn:

  • die Geburt trotz Medikamenten stockt oder nicht in Gang kommt
  • die Welpen zu gross sind
  • das Becken der Mutter zu eng ist
  • die Hündin unter Wehenschwäche leidet
  • ein Welpe eine nicht korrigierbare Lage in der Gebärmutter eingenommen hat
  • das Muttertier stark geschwächt ist
  • Missbildungen der Welpen vorliegen


Vor Beginn des Eingriffs wird nochmals eine gründliche Allgemeinuntersuchung durchgeführt, eventuell mit Ultraschall und Röntgen. Zusätzlich wird die Hündin/Kätzin mit einer Tropfinfusion stabilisiert. Ist die Entscheidung für den Kaiserschnitt gefallen, wird das Muttertier für den chirurgischen Eingriff vorbereitet. Für die Welpen wird eine spezielle Wärmekiste vorbereitet und alles Nötige zur Erstversorgung bereitgestellt. Wenn der Besitzer es wünscht und die chirurgischen Befunde es zulassen, kann das Muttertier bei dieser Operation auch gleichzeitig kastriert werden. So kann man der Hündin/Kätzin eine zweite Operation und Narkose ersparen. Durch schonende Narkosetechniken und moderne Überwachung hat sich die Patientensicherheit in den letzten Jahren sehr verbessert. Da durch sämtliche Narkosemittel auch die Welpen narkotisiert werden, wird eine Inhalationsnarkose, die schnell über die Lunge abgeatmet werden kann, bevorzugt. Ihre vortreffliche Regulierbarkeit bedeutet minimale Belastung für das Muttertier und die Welpen. Über einen Bauchschnitt wird die Gebärmutter vorgelagert, eröffnet und die Welpen werden eines nach dem anderen entbunden. Die Neugeborenen werden von den Fruchthüllen befreit, um die Atmung zu ermöglichen und die Nabelschnur wird abgeklemmt. Bereitstehende Helfer übernehmen die Erstversorgung der Welpen. Die oberen Luftwege müssen von eventuell vorhandener Flüssigkeit (Fruchtwasser oder Schleim) befreit werden. Bei Anzeichen von Atemproblemen kann ein zentral wirksames Atemstimulans verabreicht werden.

Die Neugeborenen werden mit Tüchern trockengerieben. Durch das kräftige Reiben wird die Durchblutung der Haut angeregt. Sobald die Welpen stabilisiert sind, selbstständig atmen, wird die Nabelschnur mit einem Faden abgebunden. Sie werden auf eine warme Unterlage gebettet und mit Rotlicht gewärmt. Die Welpen werden erst dann der Mutter überlassen, wenn sie wieder vollständig aus der Narkose erwacht ist und sich um die Kleinen kümmern kann. Sie bekommt ein Schmerzmittel und ein Antibiotikum verabreicht, um einem möglichen Infektionsgeschehen vorzubeugen. Nach 10 Tagen können die Fäden entfernt werden. Ein Nachteil beim Kaiserschnitt ist, dass die Ausbildung des Mutter-Kind-Verhältnisses gestört sein kann. Es kann vorkommen, dass die Welpen von der Mutter verstossen werden. Auch kann das Muttertier keine oder nicht genügend Milch haben. Die Welpen müssen dann mit einer speziellen Ersatzmilch geschöppelt werden. Aber normalerweise erholen sich die Tiere schnell von dieser Operation und die Kleinen gedeihen prächtig, trotz des schweren Starts ins Leben.

Bei Fragen oder Unklarheiten wenden Sie sich bitte an uns oder Ihren Tierarzt. Wir beraten Sie gerne!


Autor: Tierarztpraxis Opher Berger, 5734 Reinach, www.tierpraxis-berger.ch


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