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Veröffentlicht 05. Februar 2025

Kreuzbandriss

  • Bild: z75217 auf Pixabay
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Schauen Sie auch Skirennen? Ich finde das wahnsinnig spannend. Die Dynamik und Kraft in diesem Sport, vor allem auf den Slowmotion-Aufnahmen gut zu sehen. Und die mentale Stärke, die es braucht, um erfolgreich zu sein.

Absolute (oder eben nicht ganz absolute) Kontrolle über die zwei Latten unter den Füssen, einfach faszinierend. Ein Wettkampf um Hundertstel. In jedem Moment kann ein Einfädler passieren und man ist draussen, Spannung pur. Umso mehr, wenn im Sla­lom dann in umgekehrter Reihenfolge zur Platzierung in den zweiten Lauf gestartet wird. Showdown! Ich komme ins Schwärmen ...

Aber wieso schreibe ich eigentlich von Skirennen in einer Tierratgeberkolumne? Wegen der Kreuzbandrisse! Nebst noch viel tragischeren Unfällen hat wohl bald jeder Skirennfahrer / jede Skirennfahrerin auf Weltcupniveau mal das Kreuzband gerissen. Auch bei Hunden und Katzen kann das eben geschehen. Das Kniegelenk ist denkbar schlecht konstruiert. Zwei gebogene Gelenksflächen vom Ober- und Unterschenkel sind inkongruent aufeinander gestellt, ohne jegliche knöcherne Fixation. Damit die ungleichen Gelenksflächen aufeinander passen, sind noch Menisken dazwischen gelegt. Das Ganze wird dann durch viele Bänder (Kniescheibenband, Aussenbänder und Kreuzbänder) zusammengehalten. Mich erinnert es immer etwas an die Modelle, welche die Kinder von der Spielgruppe heimbringen: Kartonröhren, mit ganz viel Klebeband zusammengehalten, aber trotzdem sehr fragil.

Ein Kreuzbandriss beim Tier entsteht bei einer ruckartigen, oft drehenden Bewegung im Kniegelenk. Zu Beginn recht schmerzhaft, danach aber hauptsächlich problematisch, weil das Knie nicht mehr stabil ist und das Bein daher nicht mehr voll belastet werden kann. Beim vorderen Kreuzbandriss schiebt der Oberschenkel immer etwas nach hinten und der sogenannte Schubladentest bringt dann die Gewissheit. Grössere Tiere sollten operiert werden, weil das Gelenk sonst übermässig strapaziert und geschädigt wird und eine spontane Heilung sehr unwahrscheinlich wird.

Anders verhält es sich bei Katzen oder leichteren Hunden: Da kann auch mal eine konservative Therapie mit entzündungs- und schmerzlindernden Medikamenten sowie genügend Geduld Erfolg bringen. Weil bei Hunden eine angeborene Fehlstellung, und in der Folge davon eine chronische Überbeanspruchung des vorderen Kreuzbandes der Grund für die Verletzung sein kann, muss man bei der Hälfte der Patienten damit rechnen, dass auch das gegenseitige Kreuzband reissen wird, was auch in die Kostenüberlegungen einfliessen sollte.

Autor: Dr. med. vet. Patrick Curschellas
Kleintierpraxis Dr. S. Küng AG, 6215 Beromünster
www.kleintierpraxiskueng.ch

 


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