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Veröffentlicht 23. Oktober 2019

Unlöschbarer Durst

  • Bild: Jan Steiner, Pixabay
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«Sie trinkt Unmengen an Wasser und kann dann ihren Urin nicht mehr behalten». Die Rede ist von der 7-jährigen Riesenschnauzer-Hündin, welche in die Sprechstunde kommt. Die Besitzerin hat gehört, dass grosse kastrierte Hündinnen inkontinent würden und vermutet daher dies als Grund. Denn daneben sei die Hündin ja munter und lebhaft.

«Wenn sie eine kastrationsbedingte Inkontinenz hätte, würde sie aber über Nacht nur tropfenweise etwas Urin verlieren und sicher nicht so viel trinken», antworte ich. Wir stellen zur Probe einen grossen gefüllten Wassernapf hin und im Eiltempo säuft ihn die Hündin bis auf den letzten Tropfen leer, dass wir nur grosse Augen machen. So viel Durst haben wir doch selten gesehen! Gerne hätten wir eine Urinprobe und gehen auf die Wiese vor der Praxis. Schon geht die Hündin in die Knie und der Urin platscht wie ein Wasserfall in das Auffanggefäss und schwappt darüber hinaus, wir vermuten über 1 Liter.

Hier stimmt also eindeutig etwas nicht und die Besitzer haben mit Sicherheit nicht übertrieben. Wir stellen eine Liste der möglichen Ursachen für die Symptome zusammen, untersuchen Blut und Urin und schicken Proben für ergänzende Tests ins Labor. Mit diesen Untersuchungen können wir bereits viele Erkrankungen ausschliessen und der Verdacht auf einen Mangel an «Anti-Diuretischem Hormon (ADH)» bleibt noch bestehen. Die Krankheit kennt man auch unter dem Namen «Diabetes insipidus (DI)», oder beim Menschen «Wasserharnruhr» genannt. Dabei unterscheidet man den zentralen DI, bei welchem in der Hypophyse des Gehirns zu wenig Hormon gebildet wird, und den viel selteneren renalen DI, bei welchem die Niere den Urin nicht konzentrieren kann. Optisch ist der Urin in beiden Fällen dann hellgelb bis durchsichtig (also wie Wasser) und auch wenn dem Hund Wasser entzogen wird, konzentriert sich der Urin nicht, wie es eben sein müsste.

Ist der Hormonmangel und nicht die Niere die Ursache, kann dieses Hormon (man verwendet dasselbe Medikament wie für den Menschen) in Form von Nasentropfen, welche man auch in die Augen tröpfeln kann, substituiert werden. Der Patientin, wie auch den Besitzern war damit geholfen, denn seither ist die Hündin nachts wieder trocken. Würde es die Krankenkasse wohl merken, wenn die Besitzer die Kosten für das nicht ganz günstige Humanpräparat, welches mit Rezept von der Apotheke bezogen wird, zurückfordern würden?

Dr. med. vet. Patrick Curschellas, Kleintierpraxis Dr. Küng, 6215 Beromünster, www.kleintierpraxiskueng.ch


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