Im Beinwiler Weingart stand früher eine Kapelle, die dann abgetragen wurde. In dieser Kapelle war ein Schatz verborgen. In alten Zeiten führte der Weg zum Bläuacker nördlich an der Kapelle vorbei. Durch einen Untervogt Eichenberger wurde dann ein neues Strässchen angelegt, auf dem man an der Südseite der Kapelle in die Bündten im Weingart gelangte.
Grosse Steine wurden in den feuchten Boden gelegt, und das Wasser führte man notdürftig ab. Links und rechts des Wegleins pflanzte man Haselhecken. Viele Jahre lang war dieses sogenannte «Gässli» nur schwer zu begehen. An Wassertümpeln mangelte es nicht, und die überhängenden Haselstauden peitschten den Leuten ins Gesicht.
Der enge Weg war ungemütlich und durchaus geeignet, den Beinwiler tüchtig Furcht einzujagen. Noch in den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts berichtete ein Mann aus dem Unterhöfli, er habe, als er das «Gässli» nachts beschritten, einen grossen, schwarzgekleideten Unbekannten erblickt, der eine Wanne mit blinkenden Talern bei sich gehabt hätte.
In der Kapelle war ein Schatz versteckt, nämlich eben eine Wanne voll blanker Taler. Eine rote Frau, die von den Kindern des ganzen Dorfes gefürchtet wurde, hütete ihn. Der schwarze Mann war vermutlich ihr Helfer. Den Schatz zu heben, wäre vielleicht möglich gewesen. Noch im 19. Jahrhundert sollen die Beinwiler mit einem geheimnisvollen Mann in Beromünster in Verbindung getreten sein. Dieser verstand sich auf den Umgang mit Geistern. Man nannte ihn «Fürig». Aber der Schatz blieb verschwunden, bis die Kapelle zerstört wurde.
(nach Rudolf Eichenberger, 1829–1893. Quelle: Buch Beinwil am See von Dr. Karl Gautschi)