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Die Schandmatt

Aktualisiert: 07. Juni 2022

Als die Beinwiler noch katholisch waren, gingen viele nach Aesch zur Kirche. Dann mussten sie jeweils den langen Weg über Mosen um das obere Ende des Sees zurücklegen, um die Messe zu besuchen.

An einem Palmsonntag zog nun wieder einmal eine Schar junger Burschen aus Beinwil gegen Mosen. Aber nahe der Dorfgrenze warfen die übermütigen Jugendlichen die Palmen, die sie nach alter Tradition und wie es die Sitte verlangte, mit sich trugen, in einen Acker und begannen, allerlei Unfug zu treiben. Sie machten Spiele im Wald und entheiligten damit die Palmen und den Palmsonntag. Später erhielten alle die Strafe für ihr frevlerisches Tun. Die Matte aber, auf die die Burschen ihre Palmzweige schändlicherweise geworfen hatten, hiess fortan Schandmatt oder Schandacker.

Gar oft hat später ein Kind oder eine alte Frau an jener Stelle plötzlich einen der Burschen gesehen, wie er mit Palmen auf den Schultern aus dem Gebüsch erschien. Noch heute kann es geschehen, dass ein Kind, das ahnungslos dem See entlang schreitet, von einem Mann, der ein Palmzweiglein an seinen Hut gesteckt hat, erschreckt wird. Dann muss es schauen, dass es rasch unter Dach kommt, denn im selben Augenblick verfinstert sich der Himmel, und Regen und Hagelschlosse fallen wie aus Schleusen hernieder.

(Volksmund. Quelle: Buch Beinwil am See von Dr. Karl Gautschi) 

 

 


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