Boniswil – Gemeindeportrait
Die Wohngemeinde am grossen Hallwilersee-Naturschutzgebiet
Die Gemeinde Boniswil liegt am nördlichen Ende des Hallwilersees, der Visitenstube des Kantons Aargau. Es kreuzen sich hier die von Osten nach Westen führenden Buslinien, welche das Freiamt, das Seetal und das Wynental mit der Seetalbahnlinie verbinden. Der Bahnhof liegt seit der Bahnverlegung mitten im Dorf. Mit der Bahn ist man rasch in Lenzburg oder, mit etwas mehr Zeit, fährt man ohne Umsteigen nach Luzern.
Die günstige Verkehrslage und die herrliche Landschaft am See haben Boniswil zu einer bevorzugten, modernen Wohngemeinde gemacht.
In Boniswil werden Kindergarten und 6 Klassen der Primarschule geführt, im «alten» über 100-jährigen Schulhaus, das aber den modernsten Ansprüchen genügt, und im neuen Schulhaus, das im Jahr 2014 gebaut worden ist. Die Oberstufen-Schulen werden im Nachbardorf Seengen besucht, entweder mit dem Velo auf dem Radweg, oder mit dem Bus.
Die grosszügige Turnhalle mit den schönen Aussenanlagen und der 2018 erneuerte Saalbau, der für eine Gemeinde dieser Grösse aussergewöhnlich ist, beweisen, dass der Sport und die Kultur in Boniswil gross geschrieben und die Dorfvereine entsprechend unterstützt werden. Für die Familien ist 2019 der Begegnungsplatz beim Gemeindezentrum realisiert worden.
Boniswil besitzt mit der charakteristischen Stellung der Bauten zur geschwungenen Seengerstrasse und den ehemaligen Bauernhäusern im Oberdorf und der Kappelen noch ein Dorfbild, das diesen Namen verdient. Auch die eleganten Wohn- und Geschäftshäuser aus der Jahrhundertwende entlang der Seetalstrasse tragen zum gefälligen Erscheinungsbild von Boniswil bei. Diese stehen aber nicht mehr allein. Das Dorfzentrum ist gestützt auf einen sorgfältig ausgearbeiteten Gestaltungsplan mit Mehrfamilienhäusern überbaut worden. Es wurde damit der geforderten sinnvollen Siedlungsentwicklung nach innen nachgelebt. Gleichzeitig wurde das Baugebiet an den Dorfrändern verkleinert.
Mit dem Rückbau der Bahnanlagen entlang der Hauptstrasse konnte diesem vormals wuchtigen Verkehrsträger mitten durchs Dorf viel von seiner Dominanz genommen werden. Die Strasse wurde siedlungsorientiert umgebaut, der Strassenraum vor allem für die Fussgänger und Anwohner aufgewertet. Das ehemalige Bahntrassee dient heute den Fussgängern und Velofahrern.
Boniswil besitzt keine Baudenkmäler von überregionaler Bedeutung. Umso bedeutender sind die Naturschutzgebiete. Der Hallwilersee hat zusammen mit seiner näheren Umgebung Aufnahme gefunden im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN). Das Boniswiler Ried ist ein Flachmoor von nationaler Ausstrahlung. Es stellt den Rest eines grossflächigen Ufermoores am Abflussbereich des Hallwilersees dar. Dieser Riedkomplex ist das grösste verbliebene Flachmoor im Kanton Aargau. Die offene Ebene mit den eingestreuten Hecken und Gehölzen wirkt parkartig und gilt als besonders schönes Seeufergebiet im Mittelland. Den Einwohnern von Boniswil ist die Bedeutung der Naturschutzgebiete sehr wohl bewusst. Die Stimmbürger haben an der Gemeindeversammlung für das Ried ein Betretungsverbot beschlossen und die Jagd erheblich eingeschränkt.
Karte
Zahlen und Fakten
Allgemeine Zahlen
Einwohner/innen 1758 (per 31.12.2023)
Haushaltungen ca. 811
Gemeindefläche 280 ha
Nutzfläche 190 ha
Waldfläche 16 ha
See 38 ha
Höhe über Meer 477 m
Wasserhärte 35.9 °fH
Steuerfüsse
Staat Aargau 112%
Gemeinde 105%
Evangelisch-Reformierte Kirche 16%
Römisch-Katholische Kirche 18%
Christ-Katholische Kirche 23%
Geschichte
Vom Einsiedler Meierhof zum schmucken Wohndorf
Seit man auf der Halbinsel «Risi» Reste von Pfahlbauersiedlungen fand, weiss man’s: Die ersten Boniswiler hausten dort. Und wohl auch in den damals vom Hallwilersee überfluteten Riedgebieten des Boniswiler- und Alliswiler Mooses. Zwar fehlen bis heute entsprechende Beweise, aber Sondiergrabungen erhärten die Vermutung auf weitere, ausgedehnte Pfahbauersiedungen in diesem Gebiet.
Graue Vorzeiten
Aus der Vor- und Frühgeschichte des Dorfes selbst, das wohl auf eine alemannische Siedlung zurückgeht, sind keine Funde bekannt. Erstmals taucht 1220 im Einsiedler Urbar der Name Boniswile (später Bonoswiler) auf, und zwar im Zusammenhang mit dem Hof Hüsern, dem heutigen Schwaderhof bei Alliswil. In Boniswil selbst bestand damals ein Meierhof des Klosters Einsiedeln, der ein eigentliches Verwaltungszentrum für die umfangreichen Güter des Klosters in dieser Gegend gewesen sein muss. Drei Viertel aller Bodenzinse aus der Region gingen nämlich an den Einsiedler-Hof nach Zürich, und bis in die Mitte des vergangenen Jahrhunderts hatten die Boniswiler diesen «Zehnten» zu entrichten, wobei ihnen spezielle Rechte gegenüber anderen Gemeinden zustanden. Früher dürfte Boniswil eine geschlossene Besitzung der Freiherren von Wolhusen gewesen sein, kam es doch um 1070/90 im Rahmen ausgedehnter Schenkungen des Abtes Seliger von Wolhusen zum Kloster Einsiedeln.
Von der Lenzburg zur Berner Herrschaft
Die weltliche Herrschaft wurde von den Lenzburger Grafen ausgeübt. 1173 traten die Kyburger an deren Stelle und 1264 fiel Boniswil an die Habsburger, die auch das Blutgericht über die Gemeinde ausübten. Ähnlich verlief die Geschichte in Alliswil (um 1300 Alaswiler), das als grosser Hof verschiedenen Grundherren gehörte und ein Bestandteil der Herrschaft Hallwil war. Erst 1898 wurde das kleine und bis dahin eigenständige Dorf mit Boniswil vereinigt. Das Niedergericht (Twing und Bann) hatten in Boniswil bereits im 13. Jahrhundert die Herren von Trostburg inne, um die Mitte des 14. Jahrhunderts fiel dieses Recht durch Erbschaft an die Herren von Rinach, und 1486 veräusserten diese die gesamte Herrschaft Trostburg an die Herren von Hallwil, denen es gelungen war, die meisten grundherrlichen Rechte in der Gegend zu erwerben. 1616 gingen Boniswil und Alliswil schliesslich an Bern. Während Alliswil kirchlich immer zur Pfarrei Seengen gehörte, war der ursprünglich bedeutendere Siedlungsteil von Boniswil im Oberdorf (1559: 6 bewohnte Feuerstätten) zunächst nach Leutwil kirchgenössig. Der Dorfteil an der Talstrasse (3 bewohnte Feuerstätten) gehörte zur Pfarrei Seengen, und als sich schliesslich nur die Siedlung entlang der Strasse weiter entwickelte, wurde später auch der obere Dorfteil nach Seengen umgepfarrt.
St. Blasius-Kapelle in der «Chappele»
Wie hoch man die Bedeutung des Hofes Boniswil im Mittelalter einschätzte erhellt daraus, dass im heutigen Dorfteil «Chappele» früher eine dem Hl. Blasius geweihte Kapelle stand, die 1370 erstmals erwähnt wird. Tatsächlich dürfte sie aber noch wesentlich älter gewesen sein, liest man doch 1376, Thüring von Hallwil habe die Kapelle «neuwlich widder gebuwet». Noch anno 1490 las der Leutpriester von Seengen wöchentlich hier eine Messe. Nach der Reformation wurde die kleine Kirche in ein Wohnhaus umgewandelt. Schon im Jahre 1429 ist in Boniswil auch eine Mühle und ein Trottengebäude im Oberdorf bezeugt. In dieser Gegend befand sich auch die Kapelle und der Einsiedler Meierhof. Im Laufe der Jahre scharten sich mehr Häuser um die zum Teil heute noch bestehenden Gebäude und bildeten so, hart an der Dorfgrenze zu Hallwil, die eigentliche Kernzone der Gemeinde Boniswil. Erst später entstanden als Aussensiedlungen die Dorfteile Pfaffenhalde und Eichholz.
Fast ein Dutzen Pinten und Tavernen
Interessant ist auch ein Blick in die «Wirtschaftsgeographie» der Gemeinde, die um die Jahrundertwende zeitweise über nicht weniger als elf Wirtschaften verfügte. So stand im Oberdorf die «Sonne» (heute Landwirt Roth), 50 Meter weiter unten am Bach gab es eine weitere Bauernwirtschaft, in der heutigen Weinhandlung Rutishauser befand sich der «Löwen», nebenan der «Ochsen» und in der «Chappele» lud der «Sternen» die Durstigen zur Einkehr ein. Im Dorf gab es die Wirtschaft und Bäckerei Obrist und weiter unten gerade noch einmal eine, und im Schachen (Depot Eichhof) stand die Pintenwirtschaft «Frohsinn», während unmittelbar daneben «s’Spieswirts» wirteten. Kein Wunder, dass bei soviel Gastlichkeit Alliswil nicht zurückstehen wollte und auch noch zwei Wirtschaften beisteuerte. Eine davon «de Hapi», stand beim heutigen «Seeblick».
Zentrum der Tuchmacher im Seetal
Seine wohl grösste Bedeutung erlangte Boniswil Ende des 18. Jahrhunderts, als es sich vom Bauerndorf zu einem wichtigen Umschlagplatz für die Baumwollindustrie entwickelte. Die Heimarbeiter brachten Verdienst und wirtschaftlichen Aufschwung, und zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren im Dorf über 500 Spinner und 159 Weber mit der Herstellung farbiger Tücher beschäftigt, deren Produktion auf rund 4000 Stück pro Jahr anstieg. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts kam als neuer Zweig die Strohflechterei hinzu und verdrängte schliesslich die Tuchweberei fast ganz. Später, mit der Eröffnung der Seetalbahn anno 1883, hielt die Tabakindustrie Einzug, und schliesslich kamen eine Bonbons- und Biscuitsfabrik, drei Kistenfabriken und eine Anzahl kleinere Unternehmen hinzu.
Entwicklung zur beliebten Wohngemeinde
Zu Beginn unseres Jahrhunderts verlief die Expansion im Dorf eher gemächlich. 1903 baute die Gemeinde ein neues Schulhaus – das alte stand an der Seengerstrasse und ist heute ein Wohnhaus -, und erst 34 Jahre später gab es auch eine Turnhalle. 1931 musste der alte Bahnhof Boniswil-Seengen einem grösseren Stationsgebäude weichen. Die entscheidende Weiche für die Entwicklung Boniswils zu einer der beliebtesten Seetaler Wohngemeinden wurde gestellt, als die Ortsbürger 1929 die Rodung des Eichholz beschlossen. Dabei wurde zunächst nur an die landwirtschaftliche Nutzung gedacht, konnten doch Interessenten damals vier Aren gratis bebauen, sofern sie das Land urbar machten. Erst in den 50er-Jahren setzte dann die eigentliche «Entdeckung» des Neuquartiers ein, und heute ist das «Dörflein im Dorf» schon praktisch ausgebucht und dehnt sich immer mehr gegen Süden aus, wo im «Mättli» der Bach vorerst eine Grenze setzt. Weitere bevorzugte Neubaugebiete sind die «Halden» und der Seeweg Alliswil, wo ebenfalls viele neue Einfamilienhäuser entstanden.
Quelle: www.boniswil.ch, Gemeindeportrait Dep. Finanzen und Ressourcen Kt. Aargau
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