
150 Jahre Bäckerei Hächler: Das traditionelle Backhandwerk wird modern interpretiert
- Text und Bild: Patrick Tepper
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Die Familie Hächler kann in Seengen auf eine Backtradition über sechs Generationen blicken. Am 4. März 1875 eröffnete Ludwig Hächler II. die «Brod & Kleinbäckerei» an der Poststrasse. Seit 2019 ist Daniel Hächler für die leidenschaftliche und moderne Interpretation des traditionellen Backhandwerks verantwortlich. Er passt das Sortiment laufend den Bedürfnissen der Kundschaft an und blickt mit seinem Vater Max Hächler zurück in die Firmengeschichte.
Ludwig Hächler I. erlernte den Bäckerberuf in Sarmenstorf. Er brachte das Brothandwerk in das Restaurant Bären in Seengen ein, das er zusammen mit seinem Bruder führte. Im Wohnhaus mit angrenzender Scheune eröffnete sein Sohn Ludwig II. am 4. März 1875 offiziell das erste Ladenlokal und startete damit die Geschichte der Bäckerei Hächler. «Der Begriff Ladenlokal ist sehr hoch gegriffen, denn das Brot wurde in der Anfangszeit über ein Fenster des Hauses Nummer 6 an der Poststrasse direkt auf die Strasse verkauft», blickt Seniorbäcker Max Hächler heute schmunzelnd zurück. Schon damals wurde die Bäckerei laufend ausgebaut und ein grösserer Umbau im Jahr 1919 von Max Hächler I. erlaubte neben einem Ladengeschäft mit Schaufenster das Eröffnen eines Tea-Rooms. Dieses sollte fast 60 Jahre Bestand haben.
Max Hächler II. steuerte der Bäckereigeschichte vor allem die Pralinen- und Schokoladenspezialitäten bei. Vom 1. Juli 1976 bis im Dezember 2018 führten der heutige Senior Max Hächler III. und seine Frau Heidi die Bäckerei-Konditorei. Sie erweiterten das Geschäft und wagten mit dem Bau des Wohn- und Geschäftshauses am Standort der alten Scheune einen zukunftsorientierten Schritt. In ihre Ära fällt auch die Übernahme des Traditionsbetriebes Wolleb in Gränichen, wo sich heute der Filialbetrieb befindet. Auf eine familiäre Arbeitsatmosphäre verbunden mit qualitativ hochstehendem Bäcker- und Confiseriehandwerk wurde in der gesamten Firmengeschichte Wert gelegt. «Kein Umbau ohne Daniel», war der Gedanke von Max Hächler, als es im Jahr 2015/16 um einen erneuten Schritt der Weiterentwicklung ging. Das Angebot des Tea-Rooms wurde wieder aufgegriffen.
Sein Sohn Daniel Hächler war seit dem Jahr 2014 im Betrieb und hat diesen im Jahr 2019 noch vor dem Umbau übernommen. Wie bereits die erste Generation hatte er das Bäckerhandwerk in Sarmenstorf erlernt. Weitere Statio-
nen führten ihn in die Bäckerei Aebersold nach Murten, nach Chur, nach Saint-Prex bei Lausanne und vier Jahre nach Luzern zur Fachschule Richemond. Dort absolvierte Daniel Hächler seine Meisterprüfung und eignete sich die Produktentwicklung auf hohem Niveau an. Mit diesem Ausbildungsweg führte er die bewusste Familientradition weiter, die Ausbildung stets auswärts zu geniessen und im Anschluss im Welschland und an weiteren Orten Neues kennenzulernen. «Diese Erfahrungen kommen der Bäckerei in Seengen zugute», ist Daniel Hächler überzeugt, «denn jede Gegend hat ihre Backspezialitäten.» Die Croissants und Baguettes von Daniel Hächler kamen bei der Kundschaft sehr gut an und seine aufwändige Panettone wurde an der Swiss Baker Trophy 2024 mit Gold ausgezeichnet.
Für den leidenschaftlichen Berufsmann stehen neben dem Genuss die gesundheitlichen Aspekte stets im Fokus. «Der Zucker- und Salzgehalt der Backwaren konnte in der Vergangenheit laufend verringert werden. Zum einen durch den veränderten Kundengeschmack, zum anderen ist die Konservierung durch Zucker und Salz heute in den Hintergrund getreten», erklärt Daniel Hächler. Während früher kaum Sandwiches hergestellt wurden, machen diese heute einen wesentlichen Teil des Umsatzes aus. 50 Mitarbeitende teilen sich heute 30 Vollzeitstellen, die durch kundenfreundliche Öffnungszeiten, einen Sieben-Tage-Betrieb und den Verzicht von Betriebsferien notwendig sind. Das Team der Bäckerei Hächler setzt sich täglich dafür ein, dass die kommenden 150 Jahre genauso innovativ und genussvoll gestaltet werden können.
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