Aus dem Gemeinderat
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Liebe Cholmerinnen, liebe Cholmer
Der Gemeinderat freute sich, dass an der letzten Gemeindeversammlung 68 Stimmberechtigte, trotz Eurovision Song Contest-Hype in Basel, den Weg in die Mehrzweckhalle gefunden haben und ihr grosses Interesse am Geschehen in der Gemeinde zeigten. Die fünf Traktanden wurden zügig behandelt und so war es den ESC-Fans doch noch möglich, fast rechtzeitig vor dem TV Platz zu nehmen und den zweiten Halbfinal zu geniessen.
Unsere Gemeinde wächst und gedeiht als Zentrumsgemeinde im mittleren Wynental. Das Bevölkerungswachstum in unserer Region hat auch zur Folge, dass immer mehr Kinder unsere Schulen besuchen und wir an unsere Kapazitätsgrenzen stossen. Deshalb befasste sich der Gemeinderat in letzter Zeit intensiv mit der Schulstrategie und vor allem mit der Schulraumplanung. Unweigerlich kommen da Erinnerungen an die eigene Schulzeit auf und man vergleicht Erkenntnisse automatisch mit der Gegenwart. Aufgewachsen am Zürichsee hatte ich täglich viermal einen Schulweg über zwei Kilometer zu gehen. Das hiess täglich ein zehn Kilometer-Marsch, ob bei Sonnenschein oder Regen. In einem Schulraum mit über dreissig Klassengspänli sowie in der Unterstufe mit einer Lehrperson kamen wir gut zurecht. Mit lediglich einem Mädchen aus Italien gab es keine grosse Kultur- und Sprachenvielfalt. Eltern und Lehrkräfte waren Respektspersonen und agierten als Team. Als Seebueb konnte jeder im See schwimmen, aber sich auch furchtlos im Wald orientieren, spielen und auf den Bäumen klettern. Ordnung in der Klasse war auch früher nicht immer leicht, ein «Schlimmer» – notabene ein Pfarrerssohn – sass fast immer allein an einem Pult in der Ecke und musste täglich Strafaufgaben lösen. Hielt sich ein Schüler einmal nicht an die Regeln, so wurde er unvermittelt mit dem Lineal auf die Tatze getadelt. Schon in der Mittelstufe-Turnhalle galt es, sich in Viererkolonne schön im Takt diszipliniert aufzuwärmen.
Liebe Cholmerinnen und Cholmer – das ist alles Nostalgie und Vergangenheit. Heute dominieren die Elterntaxis, die den Nachwuchs trotz kurzer Distanzen wohlbehalten der Schule übergeben. Tolle Erlebnisse und Basis-Fitness bleiben auf dem Schulweg liegen und können später kaum mehr kompensiert werden. Verständigungsprobleme sowohl in sprachlichem als auch kulturellem Sinne gehören zum Alltag. Kleine Klassen, mehrere Räume und viele Fachlehrpersonen pro Klasse sind die Tagesordnung und ein Muss. Die Zahl an überbesorgten oder gleichgültigen Eltern ist ein zunehmendes Phänomen. Eine «handfeste» Bestrafung durch die Lehrperson ist längst nicht mehr gesellschaftsverträglich.
In der Aargauer Zeitung war zu lesen, dass immer weniger Schüler und Schülerinnen (SuS) schwimmen können und viele sich noch nie im Wald aufhielten. Sie toben sich stattdessen im Schulzimmer oder bewegungslos am Handy aus. Ich bewundere Schulleiter und Lehrpersonen, die diesen Spagat schaffen und dafür sorgen, dass unser Nachwuchs einigermassen gut «rauskommt». Wir als Gemeinde können lediglich dafür sorgen, dass die Infrastruktur dem Schülerwachstum und den Bedürfnissen angepasst ist.
Ja, die Zeiten haben sich geändert und dass nicht alles schlechter ist als früher, zeigt die kürzlich durchgeführte Schulevaluation an unserer Primarschule. Wir erhielten gute Noten und uns wurde bestätigt, dass wir dank engagierter Lehrpersonen vorbildlich unterwegs sind – Gratulation an die Schulleitung und das ganze Team! Auch der aussergewöhnlich gute Jahresabschluss 2024 stimmt freudig und gibt uns Handlungsspielraum, die Primarschule und später die Oberstufenschulanlage zu erweitern, um die wachsende Anzahl SuS weiterhin bestens auszubilden.
Mir ist bewusst, dass die Unterkulmer aufgrund der Ankündigung, dass sich drei Gemeinderäte nicht mehr zur Wiederwahl aufstellen lassen, etwas erschrocken sind. Das ist ein grosser Knowhow-Verlust, und die Frage steht im Raum: Finden wir für die nächste Legislatur engagierte Leute, die diese Lücke füllen werden? Ich kann euch insofern beruhigen, dass wir uns für das Tagesgeschäft auf eine top motivierte und bestens ausgebildete Verwaltung verlassen dürfen. Sie machen die eigentliche Arbeit als Dienstleistende für unsere Kundinnen und Kunden. Und da will ich unserem Verwaltungsteam ein herzliches Dankeschön aussprechen.
Es ist nun wieder eine grosse Chance für alle, die sich für unsere Gemeinde engagieren wollen, das Herz in die Hand zu nehmen und selbst ans Steuer der Gemeinde zu sitzen. So ganz nach dem Motto «Unterkulm, mini Wahl im Wynetal». Mit meiner zwölfjährigen Erfahrung kann ich nur sagen, es lohnt sich und ist eine grossartige Erfahrung. Alle Mitglieder des Gemeinderates stehen gerne für Fragen, die der Entscheidungsfindung dienen, zur Verfügung.
Emil Huber, Gemeindeammann
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