Die Qual der Wahl «bim Beck»
Hätten Sie's gewusst?
… oder: Woher die Backwaren ihre Namen haben.
Wenn sich die Potz-Füchse in der Mitte des Morgens (sprich: Znüni-Zeit) auf Themensuche für den nächsten Artikel begeben, ist die Gefahr gross, dass infolge der langsam knurrenden Mägen irgendetwas Kulinarisches zum Potz-Fuchs-Aufhänger erkoren wird. Meistens sind wir jedoch äusserst standhaft und lassen uns von einem leichten Appetit auf Backwaren nicht aus der Ruhe bringen. Ausnahmsweise haben wir für einmal nachgegeben …
Manchmal lohnt es sich, nicht allzu fest in die Ferne zu schweifen und auch mal einen Blick ins Dorfheftli-Archiv zu werfen. Insbesondere die Schwiizerdüütsch-Artikel des 2018 leider verstorbenen Franz «Feusi» Feuerhuber bringen einen zum Schmunzeln, Nachdenken und manchmal auch herzhaft zum Lachen.
Eine weitere dieser Perlen haben wir für Sie herausgepickt:
Es Gipfeli
Innen zart und aussen knusprig. Unser Gipfeli ist ein Plunderteigprodukt, verfeinert mit Butter in der so typischen Halbmondform. Interessant ist, es wird in der ganzen Schweiz so genannt. Ja, es ist geschmacklich dem Croissant sehr ähnlich und auch der verwendete Teig ist ähnlich – aber nein, es Gipfeli ist kein Croissant. Das seit dem 15. Jahrhundert bekannte Wort geht auf Güpfel zurück und ist eine Verkleinerungsform von Gupfe, was ganz einfach Spitze bedeutet, ein spitziges Frühstücksgebäck also. Übrigens, das österreichische Kipferl hat denselben Hintergrund.
Es Weggli
Das Weggli ist ein rundes, gespaltenes Milchbrötchen, in der ganzen Schweiz mit unterschiedlichen Namen bekannt. Petit pain au lait im Welschland, michetta al latte im Tessin, in Unterwalden wird es oft noch als Mutschli bezeichnet und die Basler nennen es Schwöbli. Der Name Weggli ist die Verkleinerung von Weggen, womit eigentlich der Holzkeil gemeint ist, mit dem der Brotteig vor dem Backen geteilt wird. Ein mit dem Weggen geteiltes Brötchen also, und obwohl das Weggli eine erotische Form hat … nein, das ist nicht der Sinn oder Ursprung davon!
Es Mütschli
Das Mütschli ist ein rundes Brötchen, früher als ungefähr der 16. Teil eines fünfpfündigen Brotes bezeichnet. Das Mütschli wurde aus den im Backtrog zusammengescharrten Teigresten gebacken und vielerorts an die bedürftigen Menschen verteilt. Nun kommts: Ein Mutsch ist ein dumpf tönender Schlag auf fette und dralle Körper, und weil der Bäcker doch den armen Brotteig beim Kneten schlägt, ist ein Mütschli also ein geschlagenes Brötchen.
En Wäie
Wähe, Wäye, Wäihe: Ein Flachkuchen mit Belag von Früchten, Gemüse oder Milchprodukten, früher meist aus Brotteig, heute aus geriebenen Teig hergestellt. Wahrscheinlich geht der Begriff auf Weihe (gesegnet, geweiht) zurück, denn Freitag ist Wäie-Tag, da am Freitag kein Fleisch gegessen wird. Die unterschiedlichsten Namen werden regional für den Flachkuchen verwendet: Wäie im Gebiet Basel, Aargau, Zürich, Elsass; en Chueche in der Innerschweiz, Bern und Fribourg; Flade in der Ostschweiz; Tünne oder Tünnle rund um den Bodensee; Turta oder Pitte im Bündnerland; gâteau im Welschland; crostata bei den meisten Tessinern.
«Mer cha ned s’Weggli und de Batze ha.» – De Schpruch kennt mer jo no, im Sinn vo «Mer cha ebe ned immer aues haa.» Die nöiziitlechschti Beschriibig derzue chunnt us’em Bärnische: «Mer cha ned s’Föifi, s’Weggli, d’Beckersfrou und Bachschtube haa» – heijo, einisch isch g’nueg.
… das hani wörkli ned gwösst!
Bewertung: 5 / 5
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