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Veröffentlicht 04. August 2023

Natürliche Heckenschere …

Hätten Sie's gewusst?

… oder: Wenn der Biber zu Besuch kommt.

roeschtiBild: Francesco Ungaro auf Unsplash

Umsonst gearbeitet
Was tun, wenn man in seinem Garten einen natürlichen und schnell wachsenden Schattenspender möchte? Ganz einfach! Es braucht ein paar junge, etwa daumendicke Weidenäste, ein Locheisen und eine Giesskanne. Also, Löcher in den Boden, Weidenäste rein, etwas andrücken und gut giessen – et voilà, fertig vorbereitet ist das kleine zukünftige Weidenwäldchen. 

Tags darauf dann der Schock: Anstelle der frischen Weidenäste nur noch kleine Stummel … Auf den ersten Blick musste da eine Hecken- oder Astschere im Einsatz gewesen sein. Bei genauerem Hinsehen zeigte sich jedoch, dass an den Stummelchen zwei kleine Kerben erkennbar waren. Also keine Schere, sondern – der Wut folgte Erstaunen – etwa ein Biber? Bei uns im Garten? Gar nicht so abwegig, denn die Wyna fliesst direkt am Ende des Gartens vorbei und Weiden stehen zuoberst auf der Liste der biberschen Leibspeisen. Also doch! 

Während den längeren Hundespaziergängen in den darauf folgenden Tagen bestätigte sich der Verdacht: An zahlreichen Stellen entlang der Wyna talauf- und talabwärts waren deutliche Spuren von Biberaktivitäten festzustellen. Nicht nur daumendicke Weiden, sondern auch stattliche Bäume wurden von den Nagern da und dort gefällt.

Die «Auferstehung» des Bibers
Ein ausgewachsener Biber bringt gut und gerne 25 bis 30 Kilo auf die Waage. Kein Wunder, dass er in mageren Zeiten intensiv bejagt wurde. In katholischen Gebieten wurde er sogar zum Fisch erklärt, so konnte guten Gewissens auch während der Fastenzeit und an den fleischfreien Freitagen «Fisch mit Fell» verspeist werden. Gejagt wurde er auch wegen seines Fells, das zu Hüten für die Gutbetuchten verarbeitet wurde, aber auch wegen eines speziellen Drüsensekretes, dem man eine heilende Wirkung nachsagte. So verschwand der Biber für rund zwei Jahrhunderte aus unseren Landschaften. Erst Mitte des letzten Jahrhunderts gelang die Wiederansiedlung, mittlerweile sind auch an der Wyna die Biber wieder heimisch.  

Heutige Bestände
Die Biberbestandeserhebung von info fauna im Jahr 2022 liefert erstaunliche Zahlen:

Kanton Aargau: 556 Tiere (172 Reviere)
Kanton Luzern: 130 Tiere (47 Reviere)

Biber in der Wyna
Video von Bruno Weise, Oberkulm (2020)

 
Des einen Freud …
Biber werden nicht umsonst auch «Landschaftsarchitekten» genannt, schaffen Sie doch mit ihrem Wirken an Flüssen und Bächen für andere Lebewesen neue Lebensräume und sorgen somit für mehr Biodiversität. Andererseits führt die Präsenz des Bibers auch zu Konflikten, beispielsweise in der Land- und Forstwirtschaft durch Frass oder durch häufigeres Überfluten von landwirtschaftlichen Flächen infolge der Biberdämme (Vernässung). An anderen Orten sind die pelzigen Tiere wegen ihrer Grabaktivitäten sogar ein Problem für archäologische Fundstellen. 

 

Quellen:
 Biberbestandeserhebung info fauna

potz fuchs   

… das hani wörkli ned gwösst!

 


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