Asiatischer Staudenknöterich – erfolgreicher Welteroberer
- Text: Ernst Hofmann, Unterkulm
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Alles begann in Europa mit der Einfuhr des Japanischen Staudenknöterichs als Zier- und Futterpflanze vor ca. 200 Jahren. Die imposante Knöterichstaude, die bis vier Meter hoch werden kann, war damals wegen des schnellen und üppigen Wachstums begehrt, weil man glaubte, sie als Futterpflanze für das Vieh und im Wald auch als Äsungspflanze für das Rotwild nutzen zu können. Leider machten das Vieh, Hirsche und Rehe diesem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung. Sie nahmen die neue Futterquelle nicht an. Die Imker jedoch freuten sich, da der Staudenknöterich eine gute Bienenweide ist und der Honig wohlschmeckend ist.
Staudenknöteriche sind zweihäusig, das heisst, es gibt getrennte Pflanzen, männliche mit Pollen und weibliche mit Stempel. Obwohl die ersten aus Asien eingeführten Pflanzen alle weiblich waren und keinen Partner fanden, haben sie sich dennoch erfolgreich verbreitet und wurden bereits im 19. Jahrhundert zur Plage. Es zeigte sich, dass kleinste Bestandteile der Pflanze sich als Sprosswurzel (Rhizom) wieder zu einer ganzen Pflanze entwickeln können und zwar ungeschlechtlich (vegetativ). So sind Gartenabfälle, Erdarbeiten, mitgeschwemmte Pflanzenteile an Wasserläufen, verschleppte Wurzelstücke durch Nagetiere u. a. m. für eine rasante Verbreitung des Knöterichs hauptverantwortlich.
Noch im 19. Jahrhundert wurde ein weiterer asiatischer Staudenknöterich nach Europa gebracht, nämlich der Sachalin-Staudenknöterich, der auf der Insel Sachalin verbreitet ist. Er hat grössere, elliptische Blätter im Gegensatz zum Japanischen Staudenknöterich, der herzförmige Blätter besitzt. Er wird etwas höher als sein japanischer Bruder. In der Urheimat der asiatischen Staudenknöteriche, wo die beiden Arten in getrennten Arealen auftreten, gibt es keinen genetischen Austausch. Doch hier in Europa betreiben die beiden nahen Verwandten Arten Inzest. Der weibliche Japanische Knöterich kann, wenn er auf einen männlichen Sachalin-Knöterich trifft, befruchtet werden. Aus dieser Kreuzung ist ein europäischer Hybrid (Bastard) entstanden. Dieser neue Bastard-Staudenknöterich ist als neue Art sehr fruchtbar und kann sich ebenfalls geschlechtlich weitervermehren. Er ist noch vitaler und wächst noch schneller als seine Eltern. Da er mit weniger Licht auskommt, kann er auch stärker beschattete Bereiche besiedeln. Er wächst nicht nur in Fluss- und Bachauen, sondern auch an Strassenrändern, auf Autobahnmittelstreifen, Industriebrachen und an Bahndämmen.
Der invasive Neophyt ist auf der internationalen Anklagebank, auch in Nordamerika, Australien und Neuseeland. Mit seinen dichten Beständen beschattet und verdrängt er die heimische Flora. Da die Rhizome in Mauerritzen, Asphalt, Gleisanlagen usw. hineinwachsen und diese sprengen können, stellen sie einen Gefahren- und Kostenfaktor dar. Das Ausreissen der Wurzelstränge ist kaum praktikabel, da jeder abgebrochene Rest wieder austreibt. Angesagt ist das zwei- bis dreimalige Ausreissen oder Mähen der oberirdischen Pflanzenteile von Mai bis Oktober und muss mindestens während drei Jahren wiederholt und im Folgejahr kontrolliert werden. Dies schwächt den Bestand allmählich. Auch das Beweiden mit Schafen und Ziegen ist eine gute Möglichkeit. Durch Abdecken mit schwarzer Folie und im Extremfall mit Herbizid versucht man ebenso dem Vorrücken des Invasors Herr zu werden.
Auf der anderen Seite gibt es auch Nutzen des Staudenknöterichs. Er ist nicht giftig und wird in der asiatischen Küche eingesetzt, wo es viele Rezepte für die jungen Frühjahrestriebe gibt. In der chinesischen Kräuterkunde wird er zudem als Heilpflanze verwendet.
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