Zum Hauptinhalt springen
Veröffentlicht 16. April 2025

Co-Evolution – eine Erfolgsgeschichte

  • Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Mit dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren durch eine Katastrophe am Ende der Kreidezeit nahmen auch tiefgreifende Veränderungen in der Pflanzenwelt ihren Lauf. Nachdem die nacktsamigen Pflanzen (Nadelbäume, z. B. Fichte, Föhre) die Vegetation über Jahrmillionen dominiert haben, eroberte die neue Pflanzengruppe der Bedecktsamer immer mehr die Erde.

Die urtümlichen Nacktsamer verlassen sich für ihre Vermehrung typischerweise auf den Wind, der ihre Pollen mit sich trägt und durch Bestäubung für die Vermehrung sorgt. Da der Wind kein zielsicherer Verteiler der Pflanzenpollen ist, braucht es Unmengen von Pollenkörnern, damit tatsächlich eine Bestäubung stattfindet. Diese grosse Pollenmenge landet dann auch etwa als gelber Teppich auf Fahrzeugen oder einer Wasserfläche. Da die Pollenproduktion für die Pflanzen sehr hohen Energieaufwand bedeutet, lag es nahe, dass im Laufe der Evolution Alternativen entstehen würden. Die Bedecktsamer schlugen einen neuen Weg ein und verlassen sich bei der Bestäubung statt auf den Wind auf tierische Helfer, dabei fast ausschliesslich auf Insekten. Anders als bei den Nacktsamern liegen die Samenanlagen nicht frei, sondern in einem Fruchtknoten verborgen. Aus diesen entwickelt sich zur Reifezeit die Frucht, die den Samen als schützende Hülle umgibt, wie es zum Beispiel bei der Kirsche oder dem Pfirsich gut zu sehen ist. Die umgebende Fruchthülle ist oft wohlschmeckend und nahrhaft, wodurch sie Tiere motiviert, sie zu fressen und den unverdaulichen Samen (Kirschenstein) im Innern an einer anderen Stelle wieder auszuscheiden und dadurch zu verbreiten.

Grundlage ist eine neu entwickelte Einrichtung der Pflanzen, in der männliche (Pollen) und weibliche Geschlechtszellen (Stempel) produziert und präsentiert werden: die Blüte. Die Bedecktsamer werden daher auch als Blütenpflanzen bezeichnet. Blütenpflanzen und Insekten haben eigentlich nichts miteinander gemein, und doch sind sie im Laufe der Jahrmillionen eine enge Verbindung eingegangen, dass die einen nicht mehr ohne die anderen leben konnten. Die Tiere nutzen die Blütenpflanzen als Nahrungsquelle, die Pflanzen bedürfen der Tiere, um ihre Pollen zu verteilen, und belohnen sie dafür mit Pollen und vor allem mit extra für die Insekten produziertem Nektar. Einige frühe Blütenpflanzen entwickelten die Fähigkeit, den nahrhaften, zuckerhaltigen Nektar zu produzieren, obwohl er für die Pflanze selbst zunächst bedeutungslos war. Da er aber für die Insekten ein wertvoller Energielieferant ist, ist er ein billiges Lockmittel für die Insekten. Er schützt die für die Pflanzen wertvollen Pollen vor Insektenfrass, ohne damit das Interesse der Insekten an Blüten zu schmälern. Dies führte zu einer Verbreitung der Nektar produzierenden Pflanzen, was wiederum das Nahrungsangebot und die Spezialisierung der Insekten steigerte. So haben sich die Schmetterlinge mit einem Saugrüssel nur auf den Nektar eingeschworen.

Unsere Honigbienen sind sowohl auf den Nektar als auch auf die proteinreichen Pollen spezialisiert. Der Nektar, den die Bienen schlürfen, wird nicht direkt gegessen, sondern gelangt in ihren zweiten Magen, der auch als Honigmagen bezeichnet wird. Der Pollen wird in den Pollenhöschen der Hinterbeine gesammelt. Dabei ist ihr Körper mit einem dichten Pelz bedeckt, in dem sich der Pollen verfängt. Um die bestäubenden Insekten besser auf sich aufmerksam zu machen, entwickelten die Pflanzen verschiedene Duftstoffe, wie Lavendelduft oder Aasgeruch. Zusätzlich rüsteten sie sich auch optisch auf, in dem sie statt grüner Blätter bunte Blütenblätter erzeugten. Dies führte zu einer zunehmenden Differenzierung, Spezialisierung und Vielfalt von Insektenarten und Blütenpflanzen.

 


Beitrag teilen: