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Veröffentlicht 14. März 2025

Fortpflanzung – Vielfalt als Überlebensstrategie

  • Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
  • Urheber-/Nutzungsrechte: Link öffnen

Was lebt, entsteht, wächst, und vermehrt sich. Leben bringt fortlaufend neues Leben hervor. In der einfachsten Form vor mehr als zwei Milliarden Jahren, als sich erste Lebewesen wie Bakterien, Algen und Schimmelpilze entwickelten, teilten sich die Lebewesen ungeschlechtlich.

Diese ungeschlechtliche Vermehrung ist unkompliziert und hat sich bis heute bei einfachen Tieren, aber auch bei Pflanzen erhalten, beispielsweise durch Teilung, Sprossung, Ausläufer. Es bedarf dazu kein zweites Lebewesen. Die Nachkommen sind genetisch gleich wie ihre Eltern (Klone). Dabei wächst die Population so lange, bis ihr durch äussere Bedingungen Grenzen gesetzt werden (Verknappung der Nahrung, Fressfeinde, Änderung des Klimas). Erst später in der Evolution kam die Sexualität dazu. Unter Sexualität versteht man die Fortpflanzung durch zwei Geschlechter. Durch den Austausch von Genmaterial zwischen den Eltern entstehen Kinder, die diesen zwar ähnlich, aber nicht identisch sind. Daraus entwickelt sich Individualität, die sich bewährt hat. Variationen von Eigenschaften der Nachkommen ermöglichen es, sich verändernden Umweltbedingungen besser anzupassen und erhöhen damit die Überlebenschancen einer Art.

Der Blick auf die Evolution des Lebens zeigt, dass sich das Prinzip Sexualität allmählich herausgebildet hat. Es äussert sich in unterschiedlichen Spielarten und Zwischenformen. So sind viele Pflanzen zwittrig, also besitzen weibliche und männliche Fortpflanzungsorgane, mit der Möglichkeit der Selbst- und Fremdbefruchtung. Bei Blütenpflanzen führt die Selbstbestäubung vielfach auch zur Selbstbefruchtung. Als Beispiel das Schneeglöckchen, das mangels Bestäuber im zeitigen Frühjahr sich selbst bestäuben kann. Weinbergschnecken sind zwittrig und können sich sowohl als Männchen als auch als Weibchen verhalten und bei der Paarung die Geschlechterrolle wechseln, indem sie Samen und Eier produzieren, sodass beide Nachkommen entwickeln. Blattläuse vermehren sich geschlechtlich und ungeschlechtlich durch Jungfernzeugung, je nach Jahreszeit und Umwelteinflüsse. Weibchen bringen im Frühling, ohne dass dazu die Befruchtung durch ein Männchen notwendig ist, lebende Junge zur Welt. Dieser Vorgang wird Jungfernzeugung genannt. Im Herbst paaren sich Blattlaus-Männchen und -Weibchen, und die Weibchen legen befruchtete Eier ab. Diese Eier sind ziemlich robust und unempfindlich gegen Kälte.

Manche Fischarten können ihr Geschlecht, abhängig von ihrem Alter und den ökologischen Bedingungen, sogar mehrfach wechseln. Bei manchen Tierarten, z. B. bei Schildkröten, wird das Geschlecht durch die Wärme festgelegt, mit der die Eier im Boden ausgebrütet werden. Bei uns Menschen, wie bei allen Säugetieren hingegen wird das Geschlecht durch spezielle Chromosomen in den Keimzellen vorbestimmt. Chromosomen sind die Träger der Gene und damit der Erbinformation. Fast überall im Tierreich, aber auch bei uns Menschen, gibt es Unterschiede zwischen männlich und weiblich (Geschlechtsdimorphismus). Bei den männlichen Tieren können Waffen für Konkurrenzkämpfe vorhanden sein, die den Weibchen fehlen, z. B. vergrösserte Eckzähne bei Wildschweinen oder das Geweih männlicher Hirsche oder Merkmale, um einen potenziellen Paarungspartner aufmerksam zu machen, z. B. die Schwanzfedern bei Fasanen, der Gesang der Singvögel oder Sexuallockstoffe (Pheromone) bei Schmetterlingen. Menschen besitzen z. B. unterschiedlich ausgeprägte Körperbehaarung, wie Brust- und Bartbehaarung. Dabei ist in der Regel der Geschlechterunterschied umso grösser, je unterschiedlicher die Rollen und Aufgaben in der Familie, Gruppe oder bei der Brutpflege sind.

 


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