Die Zauneidechse – ein Platz an der Sonne
- Text und Bild: Ernst Hofmann, Unterkulm
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Ich als Zauneidechse stehe mit anderen einheimischen Reptilien auf der «Roten Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten», mit Vermerk «verletzlich». Obwohl ich seit 1967 geschützt bin, nimmt mein Bestand laufend ab.
Lebensraumverluste durch neue Strassen und Bahnlinien mit dichtem Verkehr, durch intensive Landwirtschaft mit ertragreichen Fettwiesen und Ackerflächen, durch klinisch gestaltete Gärten mit exotischen Pflanzen und vertikutierter Rasenfläche und Landverlust durch intensive Bautätigkeit machen mir immer mehr zu schaffen. Dazu kommen noch meine Feinde wie Wiesel, Krähe, Elster, Greifvögel u. a. m. Leider gehört auch die so beliebte Hauskatze dazu, die einmal draussen angekommen zu meiner gefährlichsten Feindin wird. Zwar habe ich eine wirksame Fluchthilfe: Wenn ich am Schwanz erwischt werde, kann ich diesen durch einen Klemmreiz an einer Sollbruchstelle abtrennen. Dieser kann dann noch kräftig zucken, den Angreifer narren und ich kann in dieser Zeit flüchten. Einige Zeit später wächst ein kürzerer Stummelschwanz nach, der aber nicht mehr abgeworfen werden kann. Danach wird Überleben schwierig.
Zum Glück gibt es noch Bahndämme, Kiesgruben, wilde Gärten, Trockenmauern, Steinhaufen oder lichte Magerwiesen mit Versteckmöglichkeiten. Hier auf den sonnendurchfluteten Flächen und Steinen nehme ich mir morgens, wenn ich aus meinem Schlupfloch komme, mein ersehntes Sonnenbad. Ich schätze es sehr, wenn extra angelegte Steinhaufen oder Trockenmauern mir als Wärmesteine dienen. Ich liebe Temperaturen bis zu 40° Celsius. Dann kann ich flink laufen und klettern. Ich bin wechselwarm und immer nur so warm wie die Umgebung, was typisch ist für alle Reptilien. Dafür macht mir die Kälte Sorgen, da ich ab 12° Celsius steif und unbeweglich werde und in Kältestarre falle. Deshalb suche ich mir in der kühlen Jahreszeit rechtzeitig eine geeignete Erdhöhle. Meine Haut ist trocken und schuppig aus Hornmaterial. Sie schützt mich deshalb bei grosser Hitze vor Austrocknung. Da die Hornhaut aus abgestorbenen Zellen besteht, kann sie nicht mehr wachsen. Deshalb wird sie von Zeit zu Zeit abgestreift und es bilden sich unter der alten Haut bereits wieder neue Hornschuppen.
Als fleissiger Jäger bin ich ein wichtiger Nützling im naturnahen Garten und leiste einen wertvollen Beitrag zum Pflanzenschutz und einer übermässigen Verbreitung von Schädlingen. Meine Beutetiere sind kleine Spinnen, Schnecken, Würmer, Insekten und ihre Larven. Dazu habe ich gute Augen. Zusätzlich hilft mir auch das Züngeln. Dabei nehme ich Geruchsstoffe aus der Umgebung auf.
Wenn es im Frühling wärmer wird, komme ich aus dem Winterquartier, einer frostgeschützten Höhle. Die Männchen sind in dieser Zeit an den Seiten auffällig grün gefärbt. Sonst haben beide Geschlechter eine dunkelbraun gefärbte Rückenpartie mit zwei hellen Streifen, schwarze und weisse Punkte schmücken ihre Flanken. Während die Männchen normalerweise einzeln leben und keine Artgenossen in ihrem Revier dulden, beginnt die Werbung um die Weibchen. Nach einer Reihe gleich ablaufender Balzritualen erfolgt die Begattung. Die Befruchtung findet im Körper des Weibchens statt. Die Eier reifen im Bauch des Weibchens und bekommen eine derbe Pergamenthülle. Im Frühsommer gräbt das Weibchen mit den Hinterbeinen ein Loch in die feuchte Erde und legt rund ein Dutzend Eier hinein. Danach wird das Gelege zugedeckt und sich selber überlassen. Der grosse Dottervorrat liefert die Nährstoffe und die Sonne und der Boden die Wärme. Nach einigen Wochen schlüpfen die fertig entwickelten Eidechsen selbstständig aus der Bruthöhle hervor.
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